uniCROSS hat für euch 12 Tipps zusammengestellt, wie ihr beim Schreiben und Recherchieren einen kühlen Kopf bewahren könnt.
1. Fertig ist besser als perfekt
Ja, theoretisch weiß man: Perfektion ist sowieso nicht erreichbar. Und der Anspruch auf Perfektion kann schnell zu Prokrastination und Lampenfieber führen. Allerdings haben wir trotzdem eine Vorstellung davon, wie sich eine gut geschriebene Arbeit liest. Nur ist die Fähigkeit, nach diesem Standard die Hausarbeit oder Abschlussarbeit auch entsprechend zu schreiben, eben etwas völlig anderes.
Wissenschaftliches Schreiben übt man nur durch mehr wissenschaftliches Schreiben. Selbst ein holpriger Satz hilft dir, deine Gedanken zu sammeln, Klarheit über die Struktur zu schaffen und kreative Lösungen zu finden. Konzentriere dich auf den Prozess, anstatt auf das Ergebnis.
2. Spezifisch
SMART (Spezifisch-Messbar-Aktivierend-Realistisch-Terminiert) ist eine vom Managementtheoretiker Peter F. Drucker entworfene Methode, um Ziele besser zu definieren. Warum nicht einmal den Profis auf die Finger schauen, wenn man die eigene Haus- oder Abschlussarbeit angeht?
Spezifisch ist ein Ziel, wenn man es konkret benennen kann. So ist das Vorhaben, „sich mal einzulesen“ oder „das wichtigste heute zu erledigen“, ziemlich schwammig.
Überlege stattdessen gut, was ein Arbeitsschritt für dich eigentlich bedeutet und stecke Ziele, die du leicht verstehst: „Heute alle Fußnoten überarbeiten“ oder „Rechtschreibfehler in der Einleitung korrigieren“.
3. Messbar
Eine Hausarbeit oder Abschlussarbeit schreibt sich nicht an einem Nachmittag. Meistens sitzt man für Wochen am Schreibtisch und knabbert täglich an seinem Text herum. Abends fühlt es sich dann oft nicht so an, als hätte man große Fortschritte gemacht. Um kleine Erfolge auf dem Weg zur fertigen Arbeit zu erleben, ist es daher hilfreich, seine Ziele messbar festzulegen.
Du kannst dir zum Beispiel an einem bestimmten Tag vornehmen, ein Kapitel der Arbeit zu verfassen, das zwei Seiten lang ist. Wenn du dir den Arbeitsprozess in kleinere Schritte einteilst, kannst du täglich auf eine getane Aufgabe stolz sein, ohne das Gefühl zu haben, du wirst von einem Haufen Arbeit überrollt.
4. Aktivierend
Einzelne Ziele, die man beim Schreiben einer Haus- oder Abschlussarbeit verfolgt, sollten so anspruchsvoll sein, dass sie dich beim Arbeiten motivieren. Dieser Punkt erledigt sich zur Hälfte von selbst, denn in der Regel sind Hausarbeiten für ihre Verfasser*innen herausfordernd.
Was aber ist zu tun, wenn die Motivation ausbleibt? Dann kann es hilfreich sein, sich klar zu machen, wozu man die Hausarbeit im Großen und Ganzen überhaupt schreibt. Am besten findet man als Antwort darauf einen Grund, der es erleichtert, die Hürde „Hausarbeit“ oder „Abschlussarbeit” zu akzeptieren: Weil man in der Zukunft Lehrer*in werden möchte oder endlich in den Sommerurlaub fahren will? Mit einem größeren Ziel hinter der Hausarbeit fällt es leichter, die Kröte zu schlucken.
5. Realistisch
Tatsächlich sind Menschen schlecht darin, sich realistische Ziele zu setzen. Laut einer Studie unter Psychologiestudierenden beendeten zum Beispiel nur 30 Prozent ihre Abschlussarbeit in der Zeit, die sie dafür vorgesehen hatten. Die meisten von uns neigen unterbewusst zu unrealistischem Optimismus und Wunschdenken, der im sogenannten Planungsfehlschluss endet.
Um sich realistische Ziele zu setzen, hilft es schon, sich alle Schritte einer Aufgabe klar zu machen.
Im Projektmanagement kennt man außerdem die Selbstreflektion: Dokumentiere, wie viel Zeit du für eine Aufgabe gebraucht hast, um später vorhersagen zu können, wie lange du für eine vergleichbare Aufgabe brauchst. Realistische Ziele sind deshalb wichtig, weil sie erreichbar sind. Erreichbare Ziele motivieren dich mehr und helfen dir, deine Fähigkeiten realistisch einzuschätzen.
6. Terminiert
Ein fester Zeitrahmen hilft, dich auf den Abschluss der Aufgabe zu konzentrieren und Fristen einzuhalten. Mach aus den Zwischenschritten deiner Aufgabe eine to-do Liste. Wenn dir die Erfahrung fehlt, abzuschätzen, wie viel Zeit du realistisch für einen Zwischenschritt brauchst, gebe dir einen Zeitpuffer von 20 Prozent.
Aber was tun, wenn es bereits zu spät ist für Puffer? Timeboxing kann eine Methode sein, um noch rechtzeitig fertig zu werden, wenn die Zeit knapp wird. Dabei setzt du ein fixes Zeitbudget für jedes Zwischenziel, das nicht überzogen werden darf – selbst wenn du bei einem anderen Schritt Zeit sparst. Ganz nach dem Motto: Weniger geht immer, mehr geht nimmer.
Eine ähnliche Methode erklären wir dir weiter unten im Parkinson-Prinzip.
7. Pomodoro-Technik
Die Pomodoro-Technik ist eine Zeitmanagement-Methode, die SMARTe Ziele einsetzt. Schreibe dir eine to-do Liste mit Zielen, die spezifisch, messbar, aktivierend und in 25 Minuten realistisch erreichbar sind. Dann stellst du einen Timer auf 25 Minuten. In dieser Zeit arbeitest du ohne Unterbrechung und Ablenkung!
Danach hast du dir eine kurze Pause von fünf Minuten verdient. Nach vier Pomodoro Intervallen, so benannt nach der tomatenförmigen Küchenuhr des Erfinders Francesco Cirillo, nimmst du dir eine längere Pause von 15 bis 20 Minuten. Neben deiner to-do Liste kannst du auch gleich die abgearbeiteten pomodori Intervalle abhaken. Die Pomodoro-Technik gibt dir damit auch eine Grundlage für Selbstreflexion, wie viel der Arbeit du realistisch in 25 Minuten bewältigen kannst.
8. Hab Freude bei der Arbeit!
Der Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Umberto Eco rät, die wissenschaftliche Arbeit als „Spiel“ und „Schatzsuche“ zu erleben. Man jage Bücher in der Bibliothek, zocke mit Forschern um ihre Thesen in einem Text oder setze geduldig alle Puzzleteile zusammen, um ein Problem zu lösen. Ehrgeiz ist wichtig, aber auch Spaß.
Wissenschaftliche Arbeiten können trocken sein, doch man kann Freude beim Recherchieren und Schreiben haben, wenn man die Arbeit als Herausforderung versteht. Ist zum Beispiel ein Problem nach langem Überlegen gelöst, stellt sich ein befriedigendes Gefühl ein. Umberto Eco meint, sobald man eine Arbeit fertiggestellt habe, wolle man immer weiter am Thema forschen, denn man verspüre noch „Arbeitswut“. Lieber Umberto, gut, dass du Wissenschaftler geworden bist.
9. Das Parkinson-Prinzip
Je mehr Zeit man zur Verfügung hat, um eine Aufgabe zu bewältigen, umso mehr dehnt sich die Arbeit aus: Liegt die Abgabefrist der Hausarbeit oder Abschlussarbeit also noch sechs Wochen entfernt, stellen die meisten sie auch erst in sechs Wochen fertig. Hat man jedoch nur noch bis zum nächsten Morgen Zeit, schwitzt man die Nacht durch, um den Aufsatz rechtzeitig fertig zu tippen.
Setze dir deswegen persönliche Deadlines! Vor allem bei unliebsamen Aufgaben spart man sich so Zeit und Mühe. Wenn dir schon der Gedanke an die nächste Statistikauswertung Kopfschmerzen bereitet, stelle dir einen Wecker auf 30 Minuten und die Arbeit ist im Handumdrehen erledigt.
10. Nimm dir, was du brauchst!
Du wachst auf und bist mit den Gedanken schon gleich bei Forschungsstand und Fußnotenapparat? Manchmal denkt man einfach immer und überall an seine Verpflichtungen, sodass es unmöglich wird, sich auf anderes einzulassen. Gerade im Home-Office verschwimmen die Grenzen von Arbeit und Freizeit, wenn sich der Alltag nur an einem Ort abspielt. Achte daher auf deine Work-Life-Balance! Setze dir ein eigenes Maximum an Arbeitszeit, die du täglich in die Hausarbeit oder Abschlussarbeit investieren möchtest.
In deiner Freizeit musst du dich dann nicht schuldig fühlen, du hättest noch nicht genug gearbeitet (siehe: 3. Messbar). Triff Freund*innen, geh nach draußen an die Luft, leb nicht nur von Toastbrot mit Erdnussbutter und nimm dir ausreichend Zeit zum Schlafen.
11. Hol dir Hilfe
Vielleicht hast du diese Liste bis hierher durchgelesen … und siehst immer noch keinen Ausweg aus deinem Dilemma! Gründe dafür gibt es genug. Neben fachlichen und technischen Problemen legt einem das Leben ja genug Steine in den Weg.
Je früher du fragst, desto besser können dir Andere helfen.
Neben Kommilitoninnen und Kommilitonen kann dir etwa auch deine Fachschaft aushelfen, zum Beispiel mit fachbezogenen Tipps zu Struktur und Form einer Hausarbeit oder Abschlussarbeit.
Das Schreibzentrum der Pädagogischen Hochschule Freiburg bietet außerdem für alle Freiburger Studierenden eine kostenlose Schreibberatung an, von der Konzeption bis zu Literaturverwaltungsprogrammen.
Den Vorlesenden um Hilfe zu bitten, sollte nicht deine letzte Option sein. Falls (Online-)Sprechstunden existieren, mache davon Gebrauch und suche den persönlichen Kontakt. Es ist leichter, Fristen zu verlängern, wenn du fragst, sobald es absehbar ist, dass deine Abgabe sich verspätet.
Wenn du dir unsicher bist, wie und wo du dir im Irrgarten der Universität Hilfe holen kannst, gerade wenn du als erste*r in deiner Familie studierst, kann dir auch die Freiburger ArbeiterKind-Gruppe Fragen beantworten: Mehr zur Initiative auf uniCROSS.
12. Investiere in Strategien für die Zukunft
Auch außerhalb von der heißen Hochphase von Haus- und Abschlussarbeiten kannst du dir Werkzeuge zum wissenschaftlichen Schreiben und Arbeiten zulegen! Die UB bietet regelmäßig Kurse zur wissenschaftlichen Recherche, Strukturierung und zum Umgang mit Literaturverwaltungsprogrammen an.
Hinweis: Die Aufzählung der Hilfsangebote erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.