Fast genauso wichtig für ein erfülltes Studierendenleben wie spannende Vorlesungen, ein netter Freundeskreis und leckere Mensaessen sind Wohlfühlorte an der Universität. Einer dieser Wohlfühlorte vieler Studierender der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen ist im neuen Semester nicht mehr da: das FöCa. FöCa steht für Förster*innen-Café und ist bei den Forst-, Umwelt- und Hydrologie-Studierenden eine feste Institution.

Das studentisch selbstverwaltete Café lag im ersten Stock des Herderbaus, dem Hauptgebäude der Fakultät. Das Café hatte ungefähr die Größe eines Seminarraums, bunt bemalte Wände und allerlei bequeme Sitzmöglichkeiten wie Sessel und Sofas standen herum. An einer Küchenzeile konnten sich die Studierenden mit Kaffee, Tee oder geretteten Lebensmitteln eindecken und eine große Tafel über dem Spülbecken verkündete die Spendenempfehlungen für Getränke aus dem Kühlschrank.

Seit Juni 2024 ist das Föca geschlossen und wird den Studierenden im nächsten Semester nicht mehr zu Verfügung stehen.

Grund dafür ist die schon lange anstehende Sanierung des Herderbaus. Der Herderbau ist ein großes rotes, ehemaliges Druckerei-Gebäude an der Ecke der Tennenbacherstraße zur Habsburgerstraße. Seit 1994 befindet es sich in Universitätsbesitz und beherbergt fast alle Professuren der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen, das zuständige Prüfungsamt, die Forst-Bibliothek und mehrere Seminarräume.

Dass die Sanierung des Herderbaus erst jetzt beginnt, stimmt jedoch nicht ganz. Schon seit dem Umbau für den Universitätsbetrieb befindet sich der Herderbau in einem Prozess der stückweisen Sanierung. „Früher war der Herderbau komplett leer. Es gab riesige Hallen mit den Produktionsanlagen für die Druckerei. Es hatte nichts mit dem zu tun, was wir heute als Herderbau kennen“, sagt der Dekan der Fakultät, Heiner Schanz.

Als die Uni den Herderbau übernommen hatte, habe man schnell bemerkt, dass der Sanierungsaufwand extrem hoch sei und sich dazu entschieden, die Sanierung über einen langen Zeitraum Stück für Stück in sogenannten Bauabschnitten vorzunehmen. Nun stehe der umfassendste und letzte Bauabschnitt der Sanierungsarbeiten an. „Wir kommen in die Endphase und dorthin, wo wir tatsächlich hinwollen: Nämlich, dass die Fakultät einen Ort hat, wo sie zusammenkommt.

Bedauern beim FöCa-Team und bei Studierenden

Ein Ort, wo die Fakultät zusammenkommt: Dass dazu ein Raum gehört, in dem Studierende sich wohlfühlen und zusammenkommen können, liegt eigentlich nahe. Vielleicht ist deshalb das Unverständnis über die Schließung des FöCas bei den Studierenden so groß. Denn das FöCa hat Tradition und gehört schon lange zur Fakultät und damit auch zum Herderbau selbst.

Das Café entstand zu Beginn der universitären Nutzung des Herderbaus im Zuge einer Initiative, um die noch leerstehenden Hallen für Kunst und Kultur zu erschließen und erstreckte sich ursprünglich über mehrere Räume im Mitteltrakt des ersten Stockwerks. Auch wenn das FöCa mit der Zeit deutlich an Platz eingebüßt hatte, war der wichtigste Grundsatz, der zum Selbstverständnis des nicht gewinnorientierten Cafés gehörte, geblieben: die Selbstverwaltung durch die Studierenden.

Das FöCa-Team besteht aus einer kleinen Gruppe Studierender der Fakultät, die sich eigenständig um dessen Organisation kümmerten. Dazu gehörte, das Getränkeangebot zu planen, den Einkauf zu machen und insgesamt einen Überblick zu haben, welche Aufgaben im FöCa anfallen.

Bisher habe das immer sehr gut funktioniert, sagt Kaya, der Waldwissenschaften im 3. Semester studiert und im Organisationsteam des FöCas aktiv ist. Er bedauert sehr, dass das FöCa und damit diese einzigartige Vernetzungs- und Austauschmöglichkeit nun Geschichte sein soll. Er sieht das FöCa als wichtige Anlaufstelle: „Für Erstis war das super, weil man mit seinen Fragen auf ältere Studierende traf, die einem weiterhelfen konnten“, und auch für Internationale Studierende sei das Café ein wichtiger Ort in der Fakultät gewesen, um Kontakte zu knüpfen.

So sieht das auch Sarah, die im 3. Semester den internationalen Masterstudiengang „Environmental Governance“ studiert. Bei der Abschlussparty des FöCas, die im Mai 2024 stattfand, sagte sie: „Mir gefällt am FöCa, dass es im Kern eindeutig uns gehört. Es ist ein Raum, der sich anfühlt, als gehöre er niemandem, außer den Studierenden der Fakultät, was ich wirklich cool finde.”

Das FöCa-Team engagiert sich weiterhin für den Erhalt, doch leider war von Anfang an klar: Eine Möglichkeit das FöCa in seiner ursprünglichen Form zu erhalten oder eine Alternative im Herderbau zu etablieren gibt es nicht. „Es ist sehr schade, dass das FöCa nicht in Schutz genommen wurde und wir nicht unterstützt wurden“, sagt Kaya. Das FöCa stehe im allgemeinen Interesse der gesamten Studierendenschaft, was in der letzten StuRa-Vollversammlung durch die absolute Mehrheit für die Unterstützung des Cafés und seiner Räume deutlich geworden sei.

Kein Platz im Herderbau

Aber warum genau soll es nach dem Umbau keinen Platz mehr für das FöCa geben? Heiner Schanz erklärt das mit dem starken Wachstum der Fakultät: „Seit 2012 haben wir insgesamt 12 neue Professuren bekommen, zusätzliche Studierende und Ausbauprogramme. Die Nachfrage ist hoch und das heißt natürlich, dass wir auch Räume brauchen“.

Der Status quo sei ein Provisorium, bei dem viele der Professuren und Veranstaltungen der Fakultät gar nicht im Herderbau zu finden seien. Durch die Sanierung solle sich das ändern und der Herderbau zum zentralen Lebensort der Fakultät werden. Für das FöCa sei in diesem neuen, verdichteten Herderbau kein Platz mehr. „Je größer der Raumbedarf, desto kleiner der Spielraum“, fasst Heiner Schanz zusammen.

Auch schon in den letzten Jahren war der Platzbedarf im Herderbau groß, das FöCa erfüllte aber eine wichtige Funktion. Ein Pausenort mit Angeboten für Kaffee und andere Getränke ist für ein Fakultätsgebäude nicht wegzudenken. Es gab zwar das „Hofcafé“, doch selbst unter Studierenden der Fakultät ist dieses Café kaum bekannt. Es befindet sich im unteren Stock des Südflügels und besteht aus einem leeren Raum, in dem momentan nur ein Snackautomat steht.

Petition und Recherchen für den Erhalt des FöCa

Als Dekan der Fakultät schätzt Heiner Schanz das Engagement der Studierenden für selbstverwaltete, autonome Räume sehr, sieht es aber nicht als Aufgabe der Fakultät solche bereitzustellen: „Ich halte es für wichtig, dass es Räume wie das FöCa gibt, aber eben nicht mit dem Anspruch genau hier an dieser Stelle.“

Konkret hatte das Engagement für den Erhalt des FöCas von Seiten der Studierenden viele Gesichter. Zum einen recherchierte das Team um Kaya, welche anderen studentischen Freiräume es in Freiburg gibt mit dem Ziel, sich zu vernetzen und auszutauschen, und ob es in der Vergangenheit bereits ähnliche Fälle gab. „Leider gibt es nichts, was mit dem FöCa vergleichbar ist“, sagt Kaya und bezieht sich damit vor allem auf die Selbstverwaltung und das spendenbasierte Konzept des FöCas.

Zudem hat das Team über verschiedene Telegram-Kanäle auf die Lage aufmerksam gemacht und sogar eine Petition für den Erhalt von studentischen Freiräumen ins Leben gerufen. Diese erhielt rund 800 Unterschriften, darunter auch viel Unterstützung von Professor*innen und Mitarbeitenden der Fakultät und bestärkte Kaya, dass es einen allgemeinen Zuspruch für die Idee des FöCas gibt, besonders auch von Menschen, die den Ort schon lange kennen.

Ein lebendiger Herderbau nach der Sanierung

Trotz Petition und Recherchen: Der Platzmangel und die Pläne für einen sanierten Herderbau lassen dem FöCa keinen Raum. Das Bild, das Heiner Schanz von einem fertigsanierten Herderbau zeichnet, ist trotzdem bunt und lebendig. Eine neue und größere Forstbibliothek, ein gemütliches, funktionierendes Hofcafé mit Zugang zum Garten und der Möglichkeit, am idyllischen Gewerbekanal zu sitzen, Begrünung im Innenhof und insgesamt eine offenere Eingangssituation: Vieles, was Studierende am aktuellen Herderbau kritisieren, soll umgestaltet werden und einladender wirken.

Das FöCa-Team gibt die Hoffnung aber nicht auf: Das Ziel ist, übergangsweise oder längerfristig einen anderen Universitätsraum zu finden, in den das FöCa einziehen kann. „Unser Wunsch ist es, dass das FöCa überlebt“, sagt Kaya. Nach dem Herderbau wäre die zweite Wahl irgendwo an der Uni, möglichst zentral.

Im Herderbau wird es jetzt erstmal sowieso ungemütlich. Die finale Umbauphase steht schließlich an. In dieser Zeit wird der Herderbau nur teilweise nutzbar sein, einige Professuren mussten schon vorübergehend umziehen. Heiner Schanz nennt das „eine Operation am offenen Herzen“ und stellt noch einmal heraus, wie anstrengend die nächsten drei Jahre werden.

Ab 2027 wird mit der Fertigstellung der Sanierung gerechnet. Bis dahin heißt es wohl Durchhalten und sich auf einen neuen Herderbau freuen, der das FöCa nicht zu sehr vermissen lässt. Und vielleicht gibt es ja irgendwann dann doch wieder ein neues selbstverwaltetes Förster*innen-Café.