Warum Nischensportarten?
Im uniCROSS-Interview erklärt Sportpsychologin Jana Strahler, warum Sport im Alltag wichtig ist und wieso gerade Nischensportarten einen positiven Effekt auf Sportler*innen haben können.
„Passt auf, da hinten am Tor ist eine kleine Pfütze“, warnt ein Volleyballspieler in der alten Handballhalle in Zähringen. Dort, wo jede Woche auch das Einradhockey Anfängertraining der Breisgau Beasts stattfindet. Es riecht nach Schweiß, Harz und bösen Turnhallenerinnerungen. Abgeblätterte Linien am Linoleumboden und eine penetrante Zahnarztwerbung an der Wand runden das Bild ab.
Bald stehen sechs Personen in der Halle, darunter drei uniCROSS-Reporter*innen. „Hier im Anfängertraining sind wir für uns“, erklärt Einradhockeyspieler Silas. Beim Anfängertraining sei meistens nicht so viel los, montags um 18 Uhr müssten viele Erwerbstätige eben arbeiten. Trainer*innen gibt es nicht, die Stimmung ist locker, die Hierarchie flach.
Selbstversuch
Schnell sind die klebrigen Schläger geschnappt und ein Einrad bestiegen. Sofort wird jedoch klar: Einfach ist Einradhockey nicht. Interessierte brauchen Vorerfahrung. „Die meisten kommen vom Einradfahren. Viele haben schon als Kind damit angefangen“, erklärt Sarah. Während sich die uniCROSS-Reporterin erneut aufs Rad schwingt, schaut ein mittelalter Mann mit Bier und Zigarette durch das große Fenster in der Halle. Er scheint sich über das Treiben zu wundern.
Nach ein paar Versuchen gelingt es, die Balance auf dem wackeligen Rad zu halten. Schwieriger wird es, wenn der Schläger ins Spiel kommt. Nach einem Dutzend Fehlversuchen trifft die Reporterin einen der ausgelegten Tennisbälle. Und dieser rollt schließlich ins Tor – ein tolles Gefühl. Sarah sagt: „Wir haben hier im Anfängertraining oft Kinder, die können am Ende der Stunde meistens schon gut Einradfahren und mit dem Schläger umgehen.“
Auch die uniCROSS-Reporterin hat bald den Bogen raus: Nach einigen Runden werden die Bewegungen sicherer und die Symbiose aus Mensch, Rad und Schläger gelingt – zumindest bis zum nächsten Sturz.
Reinschnuppernde Anfänger bekommen Rad und Schläger gestellt. Wer es ernster mit der Einradhockey-Karriere meint, sollte sich eigenes Gerät zulegen. Diese kann gut und gerne 200 Euro kosten. Laut Sarah kommt es auf Speichenzahl und Kurbellänge des Einrads an. Je mehr Speichen und je kürzer die Kurbeln, desto schneller können Kurven geschlagen werden.
Beim Haupttraining hält sich uniCROSS im Hintergrund. Jetzt wird gespielt – und zwar richtig: wie bei Einradhockey-Spielen üblich, fünf gegen fünf. Beim Vorbeirasen ziehen die „Profis“ einen Luftzug hinter sich her, der herumstehende Zuschauer ohne Einrad um ihre Zehen fürchten lässt.
Laut Sarah sind Verletzungen beim Einradhockey selten. Und das, obwohl ohne Helm und Knieschützer gespielt wird. „Insgesamt ist es ein sehr fairer und zweikampfarmer Sport“, sagt sie. Vorausgesetzt, die Verkehrsregeln werden eingehalten: „Der oder diejenige, die weiter vorne steht, hat immer Vorfahrt“.
Bald ist das Spiel im vollen Gange. Mit einem virtuosen Dribbling lässt Lautaro, der bereits bei der Deutschen Meisterschaft antrat, zwei Gegenspieler aussteigen. Vor dem Tor bleibt er eiskalt. Kurzer Jubel beider Mannschaften über das gelungene Tor, dann geht die Partie weiter.
Das Gemeinschaftsgefühl in der muffigen Turnhalle ist greifbar: Eine heterogene Menge an Menschen wächst hier zusammen. Es ist egal wie alt, jung oder talentiert jemand ist. Die kleine Gruppe freut sich und supportet einander, sie wächst gemeinsam im Sport. Ziel ist, ohne Leistungsdruck Spaß zu haben. Dafür nehmen Einradhockeyspieler*innen auch lange Anfahrtswege zu Turnieren in Kauf.
Und obwohl Einradhockey eine Nischensportart ist, scheint sie in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein. Zumindest sieht es der Spieler Thomas so. Er scherzt: „Ich habe schon mit Elfjährigen und Siebzigjährigen zusammengespielt. Mehr Breitensport geht nicht.“
Footvolley – die brasilianische Trendsportart in Freiburg
Sommer, Sonne, Ball übers Netz kicken. uniCROSS hat sich die Mischung aus Fußball und Volleyball näher angeschaut.
Eine Gemeinschaftsproduktion von Lilly Kickert, Elisa Ruhstorfer, Luca von Bötticher, Nicole Marzin und Gwen Hansmann im Rahmen des Seminars „Einführung in den crossmedialen Journalismus“ für Studierende der Medienkulturwissenschaft. Seminarleitung, Redaktion: Ada Rhode, Andreas Nagel, Philip Thomas.