In den vergangenen vier Jahren seit seinem ersten Release im Jahre 2019 wurde der Hype um den DIY-Musiker und Produzent mit Trompete immer größer. Auf dem neuen Album mit dem Namen „wie es ist“ werden wir mit 13 Liedern erster Klasse sinnlich berauscht, die musikalisch ebenso divers sind, wie sie der Beständigkeit nands künstlerischer Handschrift entsprechen.
Die Songs lassen sich genretechnisch nur schwierig einordnen, und dennoch sprechen so manche Zungen von Synthpop oder gar Neue Neue Deutsche Welle. Doch nand selbst möchte sich eher ungerne festlegen, da für ihn die Beständigkeit und Kontinuität seines Klangbildes im Fokus liegen, statt sich in zeitgenössische Schubladen verorten zu wollen.
Auf „wie es ist“ nimmt nand uns mit auf eine melancholische Reise, die alle Facetten seiner düster-freudigen Lebensrealität aufzeigt. Eine erste Kostprobe seiner Thematik der Gegensätze bekommen wir direkt im zweiten Song mit den Lyrics: „Komm ich geh‘, hier labil. Du lebst schnell, ich labil“. Nach den düsteren Instrumental-Klängen zu Beginn des Albums nimmt es nach dem vierten Track namens „Interlude (Durchatmen)“ endlich dann so richtig Fahrt auf.
Es folgen inhaltlich hedonistische Songs wie „Lass es dir gut gehen“ oder „Deine Haut“ mit einfachen Synth-Akkorden, die sich im Refrain einprägend wiederholen. Doch nach dem ganzen Hedonismus schwelgt eine andere Emotion mit, die sich treffend durch die Lyrics beschreiben lässt: „Ich hab‘ die Wut in meinem Kopf, ja du bist ein Egoist“. Mit diesen anklagenden Worten im Song „Dachlatte“ zielt nand allerdings nicht auf das einzelne Individuum ab: Nein! Er versucht hier den Zustand eines mangelnden menschlichen Kollektivgefühls zu adressieren. Die sogenannten „Dachlatten“, wie er sie betitelt, sind eben diese Personen, die sich dessen entziehen. Schade! Und verständlich, dass das wütend macht!
Mit diesem Drive bebt beim nächsten Song „Nachschlag“ der Körper, während er zu technoiden Klängen tanzt um dann berauscht von einem Synthesizer aufgefangen zu werden. Das Tempo bleibt weiterhin in rasanten Geschwindigkeiten, so z.B. in „Deine Haut“ und „babeblade“ im Feature mit lucidlavalamb, der nand live als DJ auf den Bühnen dieses Landes begleitet.
Nach 13 Tracks dann das jähe Ende: plötzlich werden wir aus der rauschhaften und immer schneller werdenden Ekstase gerissen und landen auf kaltem Beton. Nand singt mit „Alles eine Illusion“ ein bitteres Erwachen und lässt uns dabei schonungslos unserer eigenen Fragilität ins Auge blicken – Full Circle zum zweiten Song also. Halten wir fest: Im Generellen scheint nand also gerne Konstrukte der Zerbrechlichkeit als Inspirationsquellen zu vermerken, ohne dabei in Eindeutigkeit zu verfallen.
Nands Album „wie es ist“ zeigt sich produktionstechnisch gereift wie auch lyrisch kontrastreich dank seiner assoziativen Phrasen, die weder Antworten verlangen noch für sich beanspruchen vollständig zu sein. Ferdinand Kirch ist hiermit ein Album gelungen, das sowohl klangliche Vielfalt als auch Beständigkeit bietet und seine musikalische Reise progressiver vorantreibt, ohne dabei an Konsequenz oder Ursprung zu verlieren.