Allein gegen Leni Riefenstahl
Am 26. April 2022 wird in der UB zum ersten Mal nach dem Aufführungsverbot der Film “Zeit des Schweigens und Zeit der Dunkelheit” der Regisseurin Nina Gladitz gezeigt. Darin geht es um die Schicksale der Statist*innen aus der Sinti und Roma Community, die die bekannte Naziregisseurin für ihren Film “Tiefland” als Statist*innen zwangsverpflichtete.
Im Anschluss berichten PD Dr. Nicole Falkenhayner und Prof. Dr. Franz Leithold über das Schaffen beider Frauen. Gladitz‘ Anwalt Albrecht Götz von Olenhusen spricht über das von Riefenstahl gerichtlich erkämpfte Verbot von Gladitz‘ Film. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr im Veranstaltungssaal.
Der 26. April ist nicht irgendein Tag: Vergangenes Jahr starb an diesem Tag die Regisseurin Nina Gladitz. In ihrem Dokumentarfilm „Zeit des Schweigens und der Dunkelheit“ (1982) zeigt sie gemeinsam mit dem Sinto Josef Reinhardt, der in Leni Riefenstahls Film „Tiefland“ als Statist gedient hatte, was mit ihm und den anderen Statist*innen nach den Filmarbeiten passierte. Sie waren meist Sinti oder Roma und als Zwangsarbeiter*innen an ihrem Film beteiligt. Nach den Dreharbeiten wurden die meisten von ihnen in ein Vernichtungslager deportiert, wo sie getötet wurden.
Riefenstahl wies diese Darstellung von sich und klagte gegen Gladitz. Der Prozess fand in Freiburg statt, wo Gladitz und Josef Reinhardt lange lebten. Da die Deportationen nach Ausschwitz nicht nachweisbar waren, konnte Riefenstahl so ein Aufführungsverbot erwirken. Gladitz wollte sich jedoch nicht klein beigeben und weiter dafür kämpfen, dass die Glorifizierung der dem Nazi-Regime treuen Leni Riefenstahl ein Ende findet. Kurz vor ihrem Tod vergangenes Jahr brachte sie noch das Buch „Leni Riefenstahl: Karriere einer Täterin“ heraus.
Mit der Aufführung des Films der eng mit Freiburg verbundenen Nina Gladitz soll ihr Werk und Engagement geehrt werden. Da der Film nur ein Mal im Fernsehen lief, bevor es aufgrund von Riefenstahls Klage ein Aufführungsverbot gab, handelt es sich nun sozusagen um eine “Wiedererstaufführung”. Zum Einstieg spricht PD Dr. Nicole Falkenhayner über das Leben von Gladitz, ihren Film und deren juristische Umstrittenheit. Im Anschluss an den Film hält Prof. Dr. Franz Leithold einen Vortrag über Leni Riefenstahls Werk. Außerdem berichtet Gladitz‘ Anwalt Prof. Dr. Albrecht Götz von Olenhusen über den Prozess gegen seine Mandantin.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Medienzentrums der UB Freiburg mit dem Institut für Medienkulturwissenschaft der Albert-Ludwigs-Universität.
Info
Wann? 26. April 2022, 19-21:30 Uhr
Wo? Universitätsbibliothek (Veranstaltungssaal, 1. OG)
Anmeldung unter: veranstaltung.gladitz@ub.uni-freiburg.de
Weitere Hintergründe zu Nina Gladitz’ Schaffen stellt die Moderatorin des Abends, Prof. Dr. Sabine Rollberg, in diesem Artikel dar.