Hallo Herr Lang, Sie sind mitverantwortlich für die Verwaltung der Müller-Fahnenberg-Stiftung, durch die die Universität Freiburg wieder in Besitz von Weinbergen ist und ihren eigenen Wein herstellt. Seit wann gibt es denn den sogenannten Uni-Wein?

Andreas Lang ist Leiter der Stiftungsverwaltung.
Andreas Lang ist Leiter der Stiftungsverwaltung und kennt sich mit den Uni-Weinen aus.

Den gibt es seit Mitte der 1980er Jahre. In diesem Zeitraum hat die Universität Weinberge gekauft, in Anlehnung an die historische Gegebenheit, dass im Spätmittelalter die Professoren nicht unbedingt mit Geld, sondern mit Wein und anderen Naturalien ausbezahlt wurden. Der Wein war ein wichtiges Zahlungsmittel. Die Tradition des Weinanbaus wollte die Uni wieder aufleben lassen und hat deshalb Weinberge gekauft und ein Weingut etabliert.

Welche Rolle spielt dabei die Müller-Fahnenberg-Stiftung?

Die Geschwister Müller waren allesamt kinderlos und haben ihr Vermögen der Uni vermacht. Dazu gehörten beispielsweise verschiedene Immobilien in Freiburg und ein Schwarzwaldhof mit Waldgrundstück in Hinterzarten. Einer der Geschwister, der jüngste Bruder, ist 1941 an Krebs verstorben. Aufgrund dieser Erkrankung und aufgrund der Liebe der Geschwister zum Wald unterstützt die Stiftung heutzutage die Krebsforschung der Uni sowie Studenten aus den Forstwissenschaften.

Die Weinberge wurden also gekauft und in die Stiftung eingegliedert.

Genau, die Geschwister Müller besaßen keine Weinberge, als im Winter 1955/56 die letzte der Geschwister verstarb und ihr Nachlass an die Uni ging. Erst als die Stiftung schon einige Zeit bestand, wurden Weinberge mit Geldern aus der Stiftung aufgekauft.

Wie viel Gewinn wird jährlich aus dem Weinverkauf eingenommen?

Mit dem Weinverkauf macht die Stiftung tatsächlich keinen großen Gewinn. Sie erzielt hauptsächlich Gewinn durch den Wald, die Immobilien und die Finanzanlagen. Die Weinherstellung ist mehr oder weniger Hobby, einfach etwas Schönes für die Uni und die Stiftung. Aber am Ende schreiben wir schwarze Zahlen, der Weinverkauf bringt ein paar tausend Euro jährlich ein.

Wie viel wird denn insgesamt von der Stiftung für die Projekte eingenommen?

Die Einnahmen schwanken jedes Jahr, in der Regel werden aber etwa 90.000 Euro jährlich für Projekte ausgegeben.

Wo liegen die Weinberge der Uni?

Die Uni besitzt Rebflächen in Pfaffenweiler und in Munzingen. Insgesamt sind das etwa zwei Hektar. Ein Lohnwinzer bestellt und pflegt die Weinberge über das ganze Jahr hinweg. Nach der Weinlese werden die Trauben in einer Winzergenossenschaft in Ebringen verarbeitet.

Gibt es den Uni-Wein denn auch auf universitären Veranstaltungen zu trinken?

Ja, sehr oft sogar. Für große Veranstaltungen wird der Uni-Wein regelmäßig gebucht. Ein Beispiel ist die Eröffnung des Akademischen Jahres. Dort, wo es Empfänge gibt, wird der Wein in der Regel ausgeschenkt.

Außerdem belohnt die Blutspendenaktion im Uniklinikum ihre Blutspender gelegentlich mit Uni-Wein.

Wenige Studierende wissen, dass es den Uni-Wein gibt. Woran könnte das liegen?

Zum einen stellt die Uni relativ geringe Weinmengen her, etwa 10.000 Flaschen im Jahr. Zum anderen gibt es keine ausgebauten Vertriebskanäle. Die Stiftungsverwaltung hat kein Personal, das sich den ganzen Tag um den Weinverkauf kümmern könnte und das Marketing fehlt, deshalb können wir nicht so in Erscheinung treten.

Der Uni-Wein ist nicht im Handel erhältlich, wir haben unsere eigenen Vertriebswege. Beispielsweise verkauft die Buchhandlung Rombach den Uni-Wein. Wir haben aber auch ein Bestellformular, mittels dessen man den Wein online bestellen kann, sowie den Weihnachtsverkauf.

Die Uni-Weine wurden auch ausgezeichnet.

Alle zwei Jahre sind wir auf der AWC Vienna, das ist die größte offizielle Weinbewertungsmesse der Welt. Alle Weine werden blind verkostet und bewertet, und wir schneiden dort immer sehr gut ab. Die Weine der Uni Freiburg werden des Öfteren mit Gold- und Silbermedaillen ausgezeichnet. Das freut uns natürlich und ist für die Uni auch eine Art Qualitätskontrolle.

Haben sie einen persönlichen Favoriten unter den Uni-Weinen?

Die beiden Weißweine, also den Weiß- und den Grauburgunder, finde ich immer sehr gelungen. Aus dem Repertoire an Rotweinen ist die Spätlese aus dem Holzfass meine Empfehlung.