„Wir werden es nochmal versuchen. Bis es funktioniert.“
In einigen Freiburger Studierendenwohnheimen sucht man vergeblich nach der Biotonne. Kartoffelschale und Co. müssen im Restmüll entsorgt werden. Woran das liegt und ob das so bleiben muss, erklärt der technische Leiter der Wohnheime des SWFR.
Sauber getrennter Bioabfall kann als wertvoller Rohstoff für Biogas und Dünger dienen. Warum die Biomülltrennung in den Wohnheimen schwierig ist, und ob sie in Zukunft wieder eingeführt werden könnte, erklärt Gerd Hohwieler. Er ist technischer Leiter der Wohnheime des Studierendenwerks Freiburg und gibt uns einen Einblick, wie die Mülltrennung und Abfallentsorgung dort organisiert wird.
Müllabfuhrtag in der Studierendensiedlung: Vor dem Wohnheim stehen Restmüll, gelber Sack, Papier- und Glascontainer. Nur der Biomüll fehlt. Eigentlich überraschend. Schließlich ist Biomüll ein wertvoller Rohstoff. Sauber getrennt kann er zu Dünger oder zu Biogas verarbeitet werden. Gerd Howiehler erklärt, wieso die StuSie momentan auf Biomüll-Container verzichtet. Er leitet die Technikabteilung der Wohnheime und arbeitet seit 1991 beim Studierendenwerk Freiburg.
Hohwiehler: „Wir haben schon öfter Biomüll gehabt. 90 Prozent der Behälter wurden falsch befüllt. Sind sie falsch bestückt, müssen sie sondergeleert werden. Und das sind Extrakosten. Da kommt das Sonderfahrzeug nochmal her. Die Fahrt müssen wir bezahlen und die Leerung dieses Behälters.“
Diese Extrakosten fallen letzten Endes auf die Bewohner*innen des Wohnheims zurück. Das SWFR muss die Sonderausgaben nämlich wieder ausgleichen.
Hohwieler: “Das bedeutet, das Geld holen wir wieder von der Miete. Wir wollen den Studenten eine günstige Miete geben und deswegen müssen wir sparen, wo es nur geht. Und das ist auch beim Müll.”
Konkret heißt das, falsche Mülltrennung möglichst zu vermeiden. Biomüll ist da der zweite Schritt. Erst mal müssen gelber Sack und Papiermüll richtig befüllt werden. Hier ist Geduld gefragt und Verständnis für das Wesen eines Studierenden-Wohnheims. Schließlich ändert sich seine Besetzung mit jedem Semester wieder.
Hohwieler: „Wir haben jetzt wieder Erstsemester, wir fangen wieder an ab der ersten Klasse. Jetzt kommen wieder neue Bewohner her. Wir müssen wieder anfangen von A bis Z. Und das heißt, die neuen Bewohner kommen aus allen Ländern, worüber wir auch sehr glücklich sind. Und die kennen das System, was wir hier betreiben, gar nicht. Und deswegen müssen wir wieder von vorne anfangen und wieder kleine Schritte machen.“
Viele dieser Schritte finden in Kooperation mit der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg statt, kurz ASF. Zum Beispiel wurden die Müllcontainer mit Piktogrammen ausgestattet. Die Symbole zeigen, womit der jeweilige Container befüllt werden darf. Und auch im direkten Austausch mit den Bewohner*innen wird die Mülltrennung aufgearbeitet.
Hohwieler: „Wir machen wir die Container auf und gucken mal rein. Und dann haben wir was drin, was gar nicht da reingehört, sondern es gehört eigentlich in den Restmüll oder ins Papier. Und so müssen wir das halt aufarbeiten. Der Biomüll ist dann der der letzte Schritt, den wir dann tun, denn wir müssen erstmal schauen, dass wir die anderen fachgerecht entsorgen.“
Obwohl der Biomüll noch fehlt, ist das Entsorgungsangebot des Studierendenwerks breit. Neben Papier und gelbem Sack können auch viele andere Materialien über das SWFR abgegeben werden.
Hohwieler: „So haben wir auch Glas, sehr viele Glascontainer in der Studentensiedlung. Wir haben Altkleidersammlung. Die Studierenden können alle bei uns ihren Elektroschrott abgeben. Toaster, TV, Monitore und alles drum und dran. Sie können Sperrmüll abgeben und Eisen. Das wird gesondert gelagert, aufbewahrt und fachgerecht entsorgt.“
Gert Hohwieler ist es wichtig, dass diese Entsorgungsmöglichkeiten genutzt werden und dass Toaster, Fernseher und Co nicht im Restmüll landen. Um dem vorzubeugen, ist auch die Reihenfolge der Müllcontainer durchdacht. Wenn neue Container aufgestellt werden, beziehen das Studierendenwerk und die ASF mögliche Laufwege und die Lage vor Ort mit ein. Kompliziertere Container, die sauber getrennt befüllt werden müssen, stehen weiter hinten. Container, die ohne viel Nachdenken befüllt werden können, stehen dagegen weiter vorne.
Hohwieler: „Also sprich vorne haben wir den Restmüll stehen, wenn einer nicht weiß wie, wo, was, kann er Restmüll benutzen. Die anderen sind hinten dran. Also wer richtig entsorgt läuft auch ein paar Schritte mehr.“
So soll durch den Containerstandort eine möglichst saubere Mülltrennung unterstützt werden. Dieses Prinzip würde Gerd Howiehler auch anwenden, wenn eines Tages wieder Biomüllcontainer aufgestellt werden. In Zukunft möchte er die Biomülltrennung, in der StuSie nämlich wieder ausprobieren.
Hohwieler: „Wie gesagt, dass ich nicht aus den Augen, nicht aus dem Sinn. Wir werden Biomüll aufstellen, halt nur an bestimmten Stellen. Aber wir werden diesen Versuch noch mal machen. Immer wieder, bis es funktioniert.“
In der StuSie könnte es schon 2024 so weit sein. In kleineren Wohnheimen des SWFR wurde die Biomülltrennung schon erfolgreich getestet. Damit wäre ein weiterer Beitrag zu sauberer Mülltrennung geleistet. Und solange die Container richtig befüllt werden, können auch Extrakosten vermieden und weiter bezahlbare Mieten angeboten werden.
Infos
Die Mülltrennung hat sich in Deutschland in den letzten Jahrzehnten zwar verbessert, aber noch immer landen zu viele Bioabfälle im Restmüll. Mehr Informationen gib es beim Umweltbundesamt.
Das Umweltbundesamt informiert auch über die richtige Bioabfallverwertung und ihre Vorteile.