Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz erkranken jährlich etwa 300.000 Menschen an Hautkrebs, 4.000 davon sterben daran. Die Grundursache für Hautkrebs sind Mutationen, ausgelöst durch Sonnenlicht. ,,Sonnenbrand entsteht durch die ultra-violette Strahlung der Sonne, also das UV-Licht.’’, sagt Dr. Frank Meiß, Leiter des Hauttumorzentrums am Universitätsklinikum. Die Strahlen können aufgeteilt werden in UV-A- und UV-B-Strahlung. UV-A-Strahlen dringen tief in die Haut ein und sorgen für die Hautalterung. UV-B-Strahlen hingegen schaden der Haut an ihrer Oberfläche und sorgen dort für eine Entzündungsreaktion. Die Haut rötet sich, man hat einen Sonnenbrand.

Dr. med. Frank Meiß ist leitender Oberarzt des Hauttumorzentrums der Uniklinik. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt ist die Dermatoonkologie, die Diagnostik und Therapie von Hautkrebs.

Keine gesunde Sonnenbräune

Wenn die Dosis an Sonneneinstrahlung noch keine Entzündung hervorruft, dann sorgt das UV-A-Licht dafür, dass das Hautpigment Melanin seine Struktur verändert und sich zum Schutz der DNA um den Zellkern legt. Die erste sichtbare, schmutzigere Sonnenbräune entsteht direkt nach der Reaktion der Strahlung mit der Haut.

UV-B-Strahlen sorgen hingegen für eine länger anhaltende, natürlicher wirkende Bräune, indem sie sogenannte Melanozyten aktivieren, die Melanin herstellen und an Keratinozyten, die Zellen, die die oberste Hautschicht bilden, abgeben. In dieser  melanozytären Einheit wird das Melanin gespeichert und als langanhaltende Bräune auf der Haut sichtbar. Dr. Meiß weist darauf hin, dass es keine gesunde Bräune gebe und dass auch ohne einen Sonnenbrand Schäden auf der Haut und in den Zellen entstehen können.

Hautkrebs durch UV-Strahlung

Der Schaden, der einem dabei direkt in den Sinn kommt, ist Hautkrebs. Er ist die Ursache für über 4.000 Tote jedes Jahr und noch viel mehr Erkrankte. Das Bundesamt für Strahlenschutz berichtet, dass wegen der Folgen der Erderwärmung die Inzidenz der Krankheit bis 2050 um elf Prozent steigen könnte. Die beiden häufigsten Vertreter sind der schwarze und der weiße Hautkrebs.

“Der weiße Hautkrebs wird nochmal unterschieden, in das Plattenepithelkarzinom und das Basalzellkarzinom”, erklärt Dr. Meiß. Ursache für das Plattenepithelkarzinom seien Mutationen in den Keratinozyten, ausgelöst durch UV-Strahlung. Die genaue Ursache für das Basalzellkarzinom sei noch nicht geklärt.

Der schwarze Hautkrebs, entstehe durch die unregulierte Vermehrung der Pigmentzellen. Durch die Strahlung komme es auf DNA-Ebene zu kleinsten Mutationen und Veränderungen. Die körpereigenen Reparaturmechanismen können die DNA-Fehler größtenteils ausbügeln.

Klappe das nicht und weitere Mutationen kommen hinzu, führe es dazu, dass sich die Zellen unreguliert vermehren und den ganzen Körper angreifen, sagt Dr. Meiß. Der Krebs könnte sich von der Haut in andere Organe ausbreiten – die sogenannte Metastasierung, und dort noch mehr Schaden anrichten. Der schwarze Hautkrebs habe ein deutlich höheres Metastasierungspotential als der weiße.

Sonne kann das Immunsystem schwächen

Neben dem Hautkrebsrisiko, sorgt die Sonne auf der Haut auch noch für andere Krankheiten. Hautkrebsspezialist Meiß sieht in diesem Zusammenhang eine Reihe von Autoimmunerkrankungen, die durch Sonnenlicht gereizt oder verschlechtert werden können. Die Lichtallergie Lichturtikaria oder die Schmetterlingsflechte provozieren einen unangenehmen Hautausschlag.

Zu viel Sonne könne aber auch bei einem guten Immunsystem ihre Schäden hinterlassen. Bei einer Überhitzung des Körpers treten Symptome auf, wie Schwindelgefühl, Übelkeit und sogar Bewusstlosigkeit.

Sonnencreme schützt bis zu einem gewissen Grad

“Sonnencreme ist eine der wichtigsten Sonnenschutzmaßnahmen, die wir propagieren müssen, um Hautkrebserkrankungen vorzubeugen.’’, sagt der Dermatologe. “Sogar bei Bewölkung sind Sie immer noch circa 50 Prozent der UV-Exposition ausgesetzt und können sich im Hochsommer einen ordentlichen Sonnenbrand holen.”

Hinweise, die auf Sonnencremeverpackungen zu finden sind, wie LSF 30 oder LSF 50, definieren den Lichtschutzfaktor der jeweiligen Creme. Es ist der Faktor, um den sich die Zeit verlängert, in der die Hautrötungsschwelle überschritten wird. Dr. Meiß erklärt das mit einem Beispiel: “Wenn Sie ein sehr heller Hauttyp sind, ohne Sonnenschutz nach 5 Minuten in der Mittagssonne einen Sonnenbrand bekommen und einen Lichtschutzfaktor von 30 auftragen, dann erhöht sich die Zeit, bis sie einen Sonnenbrand bekommen, um den Faktor 30 und bei LSF 50 um den Faktor 50.”

Obwohl man eine Sonnencreme mit LSF 50 trage, heiße das aber nicht, dass man von der Sonne keine anderen Schäden, wie zum Beispiel Hautalterung oder chronische Erkrankungen, bekommen könne. Dr. Meiß weist darauf hin, dass der Lichtschutzfaktor eine irreführende Norm sei, da sie unter optimierten Bedingungen gemessen wurde. Das bedeutet, dass die Creme mit einer vorausgesetzten Menge von zwei Milligramm Sonnenschutz pro Quadratzentimeter gleichmäßig überall verteilt werden müsse, damit das Ergebnis nicht verfälscht werde. In der Realität werde selten die vom LSF vorausgesetzte Menge an Sonnencreme verwendet und zu unregelmäßig auf der Haut aufgetragen. Bei zwei Milligramm Sonnenschutz pro Quadratzentimeter sind das circa fünf Esslöffel Creme für den ganzen Körper.

Sonnencreme ist keine Ursache für Hautkrebs

Die Bedenken, dass Sonnencreme selbst der Auslöser für Hautkrebs sein könne, hält Dr. Meiß für nicht ausreichend begründet. Die Produkte, die auf den Markt kommen seien extrem starken Sicherheitsuntersuchungen unterzogen und es gäbe klare Grenzwerte für bestimmte Gefahrstoffe.

Weitere Schutzmaßnahmen empfohlen

Sonnencreme alleine reiche aber noch nicht aus, um sich richtig gegen UV-Strahlen zu schützen. “Wir empfehlen eine Kombination aus sinnvollem Umgang mit der Sonne, Sonnencreme und textilen Lichtschutz, um Hautkrebs und andere UV-induzierte Erkrankungen vorzubeugen.”, erklärt Dr. Meiß.

Als sinnvollen Umgang versteht man zum Beispiel, die Mittagssonne grundsätzlich zu meiden, da die Strahlen zur Mittagszeit am stärksten sind. Ein Hut oder langärmelige Kleidung seien wichtig als textiler Lichtschutz, so könne man möglichst viel Haut vor der Sonne verdecken und der Körper überhitze nicht zu schnell.

UV-Index beachten

Ein sinnvoller Richtwert dafür, welcher und wie viel Sonnenschutz an einem Tag nötig ist, bietet der UV-Index. Auf einer Skala von eins bis elf definiert er die UV-Bestrahlungsstärke. Dabei ist die eins der schwächste Wert und elf der stärkste Wert.

Das Bundesamt für Strahlenschutz teilt die Skala wie folgt ein: Ein UV-Index von 1-2 erfordert keine Schutzmaßnahmen. Der UV-Richtwert ist zu gering, um Schäden auf der Haut zu hinterlassen. Ab einem Wert von 3 ist Sonnenschutz erforderlich und wichtig. Man sollte Sonnencreme tragen und sich nicht zu lange in der Sonne aufhalten. Ab einem Wert von 8 und höher sollte man strikt Mittagssonne meiden und neben Sonnencreme auf unbedeckter Haut, auf jeden Fall lange Kleidung, Sonnenbrille und Hut tragen.

Wasser, Schnee und Sand reflektieren die Sonne und sorgen für eine höhere Belastung. Das bedeutet, dass der UV-Index, zum Beispiel am Strand oder auf einem Gletscher, deutlich höher sein kann, als es zum Beispiel in der Wetter-App steht.

Kein Vitamin D-Mangel durch Sonnenvermeidung

Bei explizitem Sonnemeiden, höre man häufig das Gerücht, dass der Vitamin D Spiegel darunter leidet. ,,Es ist eigentlich nicht möglich, dadurch einen Vitamin D Mangel zu bekommen’’,sagt der Hautspezialist. Für die ausreichende Vitamin D Produktion seien gerade einmal 5 bis 6 Minuten auf 20 Prozent Körperoberfläche in der Sonne nötig, um den täglichen Vitamin D Bedarf zu decken. Das reiche für den Weg zur Straßenbahn, von der Bahn in die Bibliothek und von dort in die Mensa. ,,Extra Sonnenbaden für den Vitamin D Spiegel ist da nicht nötig’’, sagt Meiß.