Hallo Herr Flechtner, wie sind Sie auf den Beruf des Synchronsprechers gekommen?
Ich komme vom Schauspiel, genauer gesagt vom Theater, und wollte eigentlich Theater- und Filmschauspieler werden, was ich dann auch zunächst war. Irgendwann haben dann Kollegen von mir viel Synchronisation gemacht und mich überredet, das auch mal zu probieren. So bin ich ins Synchronsprechen gerutscht.
Wie bereiten Sie sich denn auf eine Rolle vor?
Gar nicht. Einfach hingehen und machen! (lacht)
Wie wichtig ist die Identifikation mit einer Figur, die Sie sprechen sollen?
Gar nicht so wichtig eigentlich, weil du als Schauspieler ja auch die Bösewichte spielen musst – die ganz Schlimmen genauso wie die Guten. Das ist im Grunde eine Rolle, auf die du dich einlässt. So gesehen darf das nichts mit dir persönlich zu tun haben, sondern man muss in dem Moment Profi sein und die Rolle irgendwie erfüllen. Ob diese nun gut oder böse ist.
Was war denn Ihre liebste und was Ihre herausforderndste Rolle?
Als Lieblingsrolle empfinde ich Phil Dunphy aus Modern Family, weil diese Figur, so wie sie geschrieben ist und so wie sie auch der Schauspieler Ty Burrell verkörpert hat, genial ist. Diese Liebenswürdigkeit und dieses Kind im Mann, das ist meine liebste Rolle. Dass es so eine Figur gibt, die man elf Jahre spielen darf, ist auch ganz selten.
Momentan ist mein Lieblingsschauspieler, den ich spreche, David Harbour, weil der seine Sache so vielfältig und so unterschiedlich macht. Das ist auch eine große Herausforderung, wenn man ihn sieht und denkt: Oh, das musst du jetzt auf deutsch umsetzen. Irgendwann klappt es dann, aber David Harbour ist sehr tricky. Bei schwierigen Schauspielern, die toll spielen, ist die Herausforderung immer, das genauso gut mit der Stimme umzusetzen.
Wie bekommt man denn so viele und so unterschiedliche Emotionen in die Stimme?
Man ist Schauspieler. Man lernt, dass man Emotionen auch erzeugen oder sich reinfallen lassen kann und dadurch dann zum Beispiel weinen, lachen oder schreien kann. Man spricht es ja nicht nur, man spielt es. Deswegen ist der richtige Begriff Synchronschauspieler und nicht Synchronsprecher.
Sprechen Sie auch Hörbücher ein?
Ich habe jetzt eins für Ivar Leon Menger gemacht, weil ich ihn sehr mag, aber eigentlich vermeide ich Hörbücher, weil sie sehr anstrengend sind. Ich brauche eine enorme Vorbereitung dafür und das steht dann in keiner Relation für das, was man dafür bekommt. So gerne lese ich auch nicht. Ich denke immer, ich langweile mich dann vor mir selbst – so eine Stunde Flechtner hören, das muss ich mir nicht antun (lacht). Ich mache allerdings sehr viele Hörspiele oder auch PC-Spiele und Synchronisation in allen Variationen, also auch Dokus und Erzählerstimmen und sowas, bloß keine Hörbücher.
Wie ist das denn, wenn Sie selbst Ihre Stimme im Fernsehen hören? Schauen Sie sich die Serien an, in denen Sie mitsprechen?
Man gewöhnt sich dran. Ich schaue aber auch nicht alles. Von Modern Family habe ich mir allerdings alles angeguckt, erst auf Englisch vor den Aufnahmen und später dann auch auf Deutsch, weil ich die Serie so cool finde. Bei anderen Serien gucke ich mal rein, wie es denn geworden ist oder ich gucke, worum es geht, wenn ich in Serien neu einsteige.