Hallo Silas, du studierst in Freiburg Deutsche Literatur und Geschichte und hast ein Buch – eigentlich sogar zwei – veröffentlicht mit dem Titel „Ein (fast) perfekter Mensch – das Leben des Peter Bride“. Darin geht es um Peter, einen außergewöhnlichen Jungen, und darum, wie er das Leben meistert.
Was war zuerst da: die Geschichte oder der Wunsch, ein Buch zu veröffentlichen?

Silas Julian Pfeifer hat sich den Traum erfüllt und ein eigenes Buch veröffentlicht.

Letzteres. Das hört sich immer so geschwollen an, aber bei mir war es seit ich sieben oder acht Jahre alt war mein Traum, ein Buch zu schreiben.

Das Schreiben war schon sehr tief in mir verankert. Mit sieben habe ich meine erste Geschichte geschrieben – so gut, wie man als Erstklässler eben schreiben kann. Dann habe ich immer mehr gelesen und parallel dazu ist in mir dieser Wunsch entstanden, dass ich auf jeden Fall auch mal ein Buch schreiben muss, schreiben möchte. Das war davor schon in mir drin, aber zu dem Zeitpunkt wurde das konkreter. Ich war fasziniert, was man mit den eigenen Worten erschaffen kann, was für eine Macht das ist.

Ich hatte diesen Entschluss irgendwann so fest in mir, dass ich gesagt habe: Okay, ich muss jetzt meine Zelte hier in dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, abbrechen. Ich brauche einen Ortswechsel. Ich wollte dieses Projekt angehen, bei mir zuhause waren zu viele ablenkende Faktoren. Und da bin ich nach Köln gezogen, so vor ungefähr fünf Jahren. Schon mit dem festen Vorsatz: Ich schreib jetzt dieses Buch.

Und wann kam die Geschichte?

Diese Figur von Peter hatte ich schon von Anfang an im Kopf. Im ersten Vierteljahr in Köln habe ich noch nicht am Skript gearbeitet, sondern lauter kleine Geschichten um ihn herum geschrieben. Dinge, die er oder ich erlebt haben. Autobiografisches, fiktiv verpackt und literarisch verschönert könnte man sagen.

Wie hat sich der Schreibprozess deines Romans entwickelt?

Es war echt super! Es hat geflutscht, wie man so schön sagt. Ich hatte oft das Gefühl, dass die Geschichte schon da war, ich musste sie nur noch aufschrieben. Gottseidank hatte ich auch nie eine Blockade oder wusste überhaupt nicht mehr weiter. Irgendwie war es schon immer eine straighte Geschichte und nach 15 Monaten, in denen ich parallel dazu studiert habe, war sie fertig.

Wie oft hast du dein Buch selbst gelesen, bevor du es veröffentlicht hast?

Insgesamt drei Mal – einmal geschrieben und zweimal zur Korrektur.

Wann wusstest du, dass das Buch fertig ist? 

Da gab es zwei Stationen: Erstens im Dezember 2017, als ich wusste, dass inhaltlich nichts mehr dazu kommt. Das war ein wahnsinnig schöner Moment, aber auch sehr emotional. Da kamen alle Emotionen hoch, die ich jahrelang in mir rumgetragen habe. Ich saß fünf Stunden einfach nur da hab gelacht und geweint. Daraufhin habe ich mir für einen Monat eine Pause gegönnt und das erstmal sacken lassen. Dann kam das neue Jahr und damit die Korrekturphasen. Da gab es insgesamt zwei, die jeweils fünf Monate gedauert haben. Nach circa zwei Jahren war es dann komplett fertig.

Du hast deine Bücher im Selbstverlag veröffentlicht.

Am Anfang waren beide Bücher noch als eines gedacht und damit habe ich mein Glück bei einigen Agenturen und Verlagen probiert, leider nicht wirklich erfolgreich.

Im Gespräch mit einer Lektorin habe ich erfahren, dass die Länge meines Buches und dass es schon fertig ist, Ursache für die Ablehnung sein könnten. Die Lektorat-Abteilung der Agenturen und Verlage arbeiten oft gerne mit den Autoren zusammen und ist am Schreibprozess beteiligt. Das war bei mir zu spät. Also habe ich mich entschieden, die Geschichte in zwei Bücher aufzuteilen und zum Self-Publishing zu wechseln.

Die Lektorin hat mir von einer Selfpublisher Plattform erzählt, die Verträge mit verschiedenen Vertragspartnern wie Amazon oder Hugendubel hat. Super war, dass ich mich nicht um die Lagerung kümmern musste oder in Vorzahlung für 5.000 Stück gehen musste.

Das Buch wird erst gedruckt, wenn es jemand bestellt. Das steigert allerdings auch die Produktionskosten. Schritte wie Marketing, Rechtliches und Öffentlichkeitsarbeit musste ich als Selfpublisher trotzdem selbst gehen. Bei meiner Website, dem Layouten des Manuskriptes und dem Cover haben mir zwei Grafikdesigner geholfen. Danach musste ich nur noch alles als PDF hochladen und ab da konnte man es kaufen. Als Print-Version oder E-Book. Insgesamt hat dann alles etwas über zwei Jahre gedauert. Den zweiten Teil habe ich erst etwa neun Monate später veröffentlich, damit man Zeit für den ersten hatte.

Wenn du die Botschaft deines Buches in einem Satz formulieren müsstest, was wäre sie?

Man soll sich auf das besinnen, was wirklich wichtig im Leben ist und den Wert des Lebens wieder zu schätzen lernen.

Was unterscheidet einen Guten von einem sehr guten Text?

Bei einem guten Text würde ich mir danach denken, dass der Text wirklich gut geschrieben ist, ich hatte Spaß dabei und sowohl an inhaltlicher als auch formaler Kritik kann ich nichts aussetzen. Wenn ich allerding nach dem Text dasitze, total gefesselt und geflasht bin, noch stundenlang darüber nachdenke und er einen Mehrwert für mein eigenes Leben hat, dann ist das ein sehr guter Text.

Arbeitest du schon an einem neuem Buch?

Die Idee ist schon da, bleibt aber eine Überraschung.

Was kannst du Hobbyautor*innen an die Hand geben?

Einfach machen. Selbst J.K. Rowling oder Hemingway haben mal klein angefangen. Das ist so ein Satz, den ich mir immer wieder sage. Man muss sich selbst ein Stück weit vertrauen und auch darauf, dass man sich mit allem, was man macht und schreibt ein Stück voranbringt.

Du sprichst in deinen Büchern davon, dass Peter ein (fast) perfekter Mensch ist. Was bedeutet perfekt (sein) für dich?

Erstens ist es für mich ein absolut utopischer und nie zu erreichender und im heutigen Sprachgebrauch zu inflationär verwendeter Zustand.

Es kann aber auch bedeuten, einfach die beste und glücklichste Version seiner selbst zu sein, wenn man für sich sagen kann: Ich bin glücklich, mit dem was ich mache und zufrieden mit dem was ich bin. Das ist doch der Zustand, wo wir alle hinwollen. Und im Prinzip bedeutet perfekt doch vollkommen. Wenn du dich selbst als vollkommen wahrnimmst und annimmst, dann ist es für mich ein Stück weit (fast) Perfektion.

Spoiler Alert! Ab hier sprechen Silas und Vivien über den Inhalt seiner Bücher. Falls du seine Bücher also noch lesen möchtest, tust du das lieber zuerst.

Dein Buch steckt voller Lebensweisheiten. Gibst du Ratschläge, die du selbst gern gehabt hättest? Ich denke da vor allem an die Abschlussrede in der Schule.

Ja, das stimmt wohl. Vor allem bezogen auf die Abschlussrede würde ich die Frage mit Ja beantworten. Ich habe zurück an meinen Abschluss gedacht und überlegt, was ich gern gesagt bekommen und gewusst hätte. Ich habe ein kleines Lederbuch mit Weisheiten drin, an die ich mich selbst versuche zu halten und die wollte ich den Lesern auch mitgeben. Und wenn nur ein oder zwei hängenbleiben, ist es ja schon etwas.

Gibt es biografische Bezüge, wenn ja welche?

Schon einige. Vor allem mit Peter teile ich einige Erfahrungen. Am Anfang musste ich mich ziemlich überwinden, so viel Persönliches mit reinzubringen, aber jetzt bin ich sehr dankbar, weil das wie eine Art Freischreiben, eine Art Heilungsprozess war.

Peter ist die Hauptfigur in deinen Büchern, dessen Leben erzählt wird. Warum erzählst du die Geschichte nicht aus seiner, sondern Henrys Sicht?

Ich glaube es wäre schwer gewesen, Peter so zu beschreiben und zu charakterisieren, wenn es aus Peters Sicht gewesen wäre. Wir selbst nehmen uns schließlich auch anders wahr als Außenstehende. Es musste jemand sein, der Peter nahe ist, ihn erlebt und von außen betrachtet – da war Henry als sein treuer Begleiter die beste Wahl.

Was ist deine Lieblingsstelle? Hat man so etwas überhaupt im eigenen Buch?

Ja, die zwei Stellen, an denen Peter mit Gott im Gespräch ist.

Wäre die Welt eine bessere, wenn wir alle wie Peter wären?

Das wäre furchtbar. Ich glaube wir leben von der Unterschiedlichkeit. Wo wäre der gegenseitige Effekt und das voneinander lernen, wenn wir alle gleich wären.

Vielleicht so: Wäre die Welt eine bessere, wenn wir alle einen Peter an unserer Seite hätten?

Ich denke, das wäre für alle eine Bereicherung. Zumindest für mich und die Menschen, die es annehmen können.

Warum hast du das Thema psychische Krankheiten angesprochen?

Einerseits wollte ich dafür sensibilisieren und anderseits denke ich, dass jeder Mensch auf die eine oder andere Weise irgendwas mit sich herumträgt. Man schämt sich und kann sich sehr verletzlich machen. Ich wollte zeigen, dass es einen Weg raus gibt und dass man im Prinzip nie alleine ist.

Um was geht es in dem Buch:

Ein (fast) perfekter Mensch – das Leben des Peter Bride erzählt von einem außergewöhnlichen Jungen. Wir werden mitgenommen auf eine Reise von Peter und seinen besten Freunden Abigail und Henry durch das Leben, das bekanntlich am liebsten eigene Geschichten schreibt. Vollgepackt mit Lebensweisheiten, einer Vielzahl von unerwarteten Wendungen, Spannung und Emotionen. Manchmal sind es schon die kleinen Dinge wie Vertrauen, Freundschaft und Glauben, die das Leben besonders machen.