„Ein klares Zeichen gegen die WM“
Die Fußball-WM in Katar hat begonnen. Die Fachschaft Geographie veröffentlicht seitdem täglich kritische Beiträge zur WM und bietet ein Boykottprogramm anstatt Fußballgucken auf Telegram und Instagram. Felix von uniONLINE hat Fachschaftsmitglied Anno gefragt, warum die Fachschaft ein Boykottprogramm organisiert hat und was sie damit erreichen will.
Seit dem 20. November 2022 wird in Katar um den WM-Pokal gespielt. In den Medien wird viel über die Erfolgschancen der deutschen Nationalmannschaft spekuliert, die FIFA und die kontroversen Umstände im Gastgeberland sind ein Dauerthema. Bizarre Äußerungen des FIFA-Präsidenten Giovanni Infantino am Eröffnungswochenende und das Verbot der FIFA, die „One-Love“ Kapitänsbinde tragen zu dürfen, sorgen für Aufregung in den Sozialen Medien.
Viele Leute entscheiden sich außerdem auf Grund der Menschenrechtsverletzungen in Katar, wegen des untypischen Turnierzeitpunkts im Winter oder der Korruptionsvorwürfe gegen Katar und die FIFA, die WM nicht zu verfolgen.
Auch die Fachschaft für Geographie boykottiert die WM und bietet mit ihrem „KATARlender“ ein Alternativprogramm an. Täglich kann auf Instagram und auf Telegram ein „Türchen geöffnet werden“. Dahinter stecken kritische Beiträge und Angebote von alternativen Veranstaltungen wie ein Running-Dinner oder eine Wanderung zur WM.
An den Tagen, an denen die deutsche Mannschaft spielt, gibt es besondere Aktionen. So ist zum Beispiel ein Vortrag von Dr. Julia Gurol vom Lehrstuhl für Internationale Beziehungen zum Thema „Autoritäres Imagemanagement, Sportswashing und die Macht des Spektakels“ am 1. Dezember geplant.
Felix von uniONLINE hat mit Anno von der Fachschaft für Geographie über das Boykottprogramm gesprochen.
Hallo Anno, was bezweckt ihr mit dem Boykottprogramm zur Fußball-Weltmeisterschaft?
Uns ist es wichtig, ein klares Zeichen gegen eine WM zu setzen, die wir aufgrund der Menschenrechtslage in Katar nicht befürworten können.
Es geht uns dabei aber nicht darum, das Handeln des Individuums zu verteufeln. Vielmehr steht es für uns im Vordergrund, ein Alternativprogramm zu schaffen und zu zeigen, dass man auch etwas anderes machen kann, als einfach diese WM zu gucken.
An wen richtet sich euer Programm?
Wir als Geographie-Fachschaft haben nur begrenzte Möglichkeiten und daher wird unser Programm nicht alle Studenten*innen erreichen können. Das Programm richtet sich aber prinzipiell an alle Studierende, die sich an dem Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft beteiligen wollen. Wir freuen uns, wenn das Programm oft geteilt wird und hoffen, dass dadurch möglichst viele Menschen auf unsere Beiträge aufmerksam werden.
Was ist euer Ziel mit dem Boykottprogramm?
In erster Linie möchten wir möglichst viele Leute zusammenzubringen. Wir möchten einen Raum bieten, in dem man gemeinsam eine schöne Zeit hat und sich zu dem Thema austauschen kann. Des Weiteren ist unser Ziel, mit unseren Social Media Posts die WM aus einer kritischen Blickweise zu betrachten und dadurch Informationen rund um die WM zu teilen.
Natürlich möchten wir auch ein Zeichen gegen die Unterdrückung und Verletzung der Menschenrechte setzten. Denn wenn man sich zusammenschließt, erhalten diese Themen eine größere Aufmerksamkeit.
Nun sind die Fußballstadien schon gebaut. Bist du davon überzeugt, dass der Boykott der Weltmeisterschaft jetzt noch etwas bewirken kann?
Obwohl die WM schon lange kritisiert wird, findet sie jetzt natürlich trotzdem statt. Mit unseren Aktionen hoffen wir, auch Menschen zu erreichen, die sich bis jetzt nicht mit den Umständen in Katar beschäftigt haben. Ob man schlussendlich die WM schaut oder nicht, ist dann aber eine sehr persönliche und moralische Frage, die man für sich selbst beantworten muss.
Die Zivilgesellschaft sollte jetzt trotz allem versuchen, so viel Druck aufzubauen, dass die FIFA oder der DFB in Zukunft grundsätzlich eine andere WM veranstaltet oder mitträgt. Und das bedeutet auch, dass wir zukünftige Sportveranstaltungen kritisch im Blick behalten müssen.