Durch die Komplexität und gesellschaftliche Relevanz des Themas Kolonialismus sind wir im Prozess der Produktion immer wieder auf Herausforderungen gestoßen, durch die wichtige Diskussionen entstanden sind. So wurden beispielsweise die Zeichnungen im Film immer wieder überarbeitet und neu besprochen. Neben historischen Fakten ging es dabei vor allem um die Frage, ob und wie wir Menschen wie beispielsweise die Herero im Kontext des Genozids darstellen können. Dabei war es uns wichtig, Ungleichgewichte und das Reproduzieren von kolonialen Narrativen zu vermeiden.
Eine besondere Herausforderung in diesem Prozess war die Konfrontation mit unserer eigenen eingeschränkten Sichtweise. Uns wurde klar, dass sich eine weiße, europäische Perspektive auf das Thema erstmal schwer vermeiden lässt. Daraufhin haben wir uns an Expert*innen aus den ehemaligen Kolonien gewandt und diese europäische Perspektive aufgebrochen. In Zukunft möchten wir bei ähnlichen Projekten einen engeren Austausch mit betroffenen Menschen ermöglichen und einen gemeinsamen Prozess gestalten.
Wir hatten jedoch die Gelegenheit, im Rahmen der im Februar in Freiburg stattfindenden “Commission for Extracurricular Lesson Materials on German-Namibian History” die Zeichnungen mit der Historikerin Memory Biwa aus Namibia und der Politikwissenschaftlerin Gloria Kenyatta aus Kenia zu diskutieren. Für die historische Beratung bei der Planung des Erklärvideos danken wir außerdem Prof. Susanne Kuß, die uns als Expertin für deutsche Kolonialgeschichte zur Seite stand.
“Keine kolonialen Narrative übernehmen”
Sonja Reischle von uniTV hat sich im Rahmen ihrer Masterarbeit mit Kolonialismus beschäftigt. Für die einBlick #24 hat sie den Text für das Erklärvideo “Kolonialismus” geschrieben und die Regie bei der Aufnahme übernommen. Dabei hat sie immer wieder bemerkt, wie sehr unsere Perspektive als Europäer*innen von Narrativen geprägt ist, die noch aus der Zeit der Kolonialisierung stammen. Wie sie damit umgegangen ist, erzählt Sonja Reischle im Interview mit Paula Wolf: