Hallo Herr Mandel, Sie bieten am Romanischen Seminar Coaching und Beratung für Studierende des Romanischen Seminars sowie der philologischen und philosophischen Fakultät an. Wie kann man ein Coaching bei Ihnen beantragen?
Da reicht eine Nachricht an meine E-Mail-Adresse zu schicken oder ein kurzer Besuch während meiner Präsenzzeiten, die meistens von 10-14 Uhr sind. Da kann man auch gerne einfach mal vorbeikommen und sich dann gegebenenfalls eine Beratungsstunde nehmen oder auch schon eine bestimmte Zeit ankündigen, in der man gerne beraten werden möchte. Wenn man zum Beispiel in der Prüfungsphase merkt, es fällt mir immer schwer, mich zu konzentrieren oder ich bekomme da besonders Stress, ist es ganz hilfreich ein Gegenüber zu haben, der einen da begleitet.
Sind solche Situationen, beispielsweise Prüfungsstress, auch der Grund, weswegen Sie diese Beratung anbieten wollten?
Genau, ich habe mich aus einem persönlichen Interesse heraus hier an der Uni mit diesem Programm beworben, weil ich einen Bedarf dahingehend sehe, dass es gerade jetzt in Präsenz-Zeiten vermehrt Nachfrage danach gibt, zu schauen, was man mit seinem Studium macht, wie man vorankommt und wie es danach weitergeht.
Das ist auch die Idee des ganzheitlichen Angebots. Das bedeutet, die Beratung versucht nicht nur Studierendenberatung zu sein, sondern den Fokus auch ein bisschen breiter zu legen.
Also soll es nicht ausschließlich um Themen in Hinblick auf das Studium gehen, sondern auch um solche aus dem privaten oder persönlichen Umfeld?
Genau, oftmals kommt es auch dazu. Es gibt zum Beispiel Situationen, in denen Studierende merken, es stresst und ängstigt sie sehr, das richtige Studienfach zu finden und in denen sie dann oftmals merken, das sind eigentlich die Eltern, die das von ihnen erwarten. Und dann geht es da in ein ganz schönes Miteinander, in dem man herausfindet, was eher zu den Eltern gehört und wo man selbst hinwill.
Wie kann man sich denn generell eine Sitzung bei Ihnen vorstellen? Sie haben eine Ausbildung in Gestalttherapie gemacht, ist das eine mögliche Vorgehensweise?
Zunächst vereinbaren wir einfach mal ein Sondierungsgespräch, bei dem wir schauen, was das Anliegen ist und wohin die Reise gehen könnte. Das dauert so zwischen einer halben Stunde und einer Stunde. Danach gibt es dann die Möglichkeit, mehrere zusätzliche Beratungsstunden zu vereinbaren.
In den vertiefenden Sitzungen bieten eben zum Beispiel Methoden aus der Gestalttherapie die Möglichkeit, mit den Anliegen etwas zu machen.
Beratung, die sich an Gestalttherapie orientiert, ist nicht nur gesprächsbasiert, es wird sozusagen nicht nur über das Anliegen gesprochen, sondern mit dem Anliegen wird wirklich etwas gemacht. Interessen oder Themen lassen sich dabei ganz gut in unterschiedliche Anteile und Szenen aufstellen, die man dann beispielsweise größer werden lassen, also wirklich gestalten oder ausbauen oder sozusagen an einen bestimmten Ort im System setzen kann.
Also die verschiedenen Anteile und auch Ängste werden praktisch visualisiert?
Genau, es wird dann ein Prozess eröffnet, bei dem es die Möglichkeit gibt, für die unterschiedlichen Anteile und Gefühle beispielsweise Symbole oder Figuren zu finden. Man könnte sich im Anschluss dann überlegen, dass man für die präsente Stimme eines Elternteils ein Symbol findet, oder falls die Angst im Vordergrund steht, eine Prüfung nicht zu schaffen, dieser Angst erstmal einen Ausdruck gibt. Da könnte man sich die Frage stellen, ob die Angst wie ein großer Berg oder eher wie ein kleines Monster ist, das immer wieder auftaucht.
Eine gestalttherapeutische Beratung bietet quasi die Möglichkeit, unseren Gefühlen und der Angst eine Form zu geben. Sobald ich weiß, mit was ich es zu tun habe, ist es oftmals einfacher, damit in Kontakt zu kommen und umzugehen, als wenn ich im Nebel meiner Gefühle umherirre und keine richtig greifbare Situation vor mir habe.
Gibt es auch noch andere Möglichkeiten in Ihrer Beratung?
Es gibt auch noch andere Methoden. Gerade, was zum Beispiel Stressreduzierung anbelangt, gibt es sehr viele körperbasierte Herangehensweisen, wie zum Beispiel Achtsamkeitsverfahren. Dabei verbinde ich mich mehr mit meinem Körper und habe dadurch beispielsweise in einer mündlichen Prüfung die Möglichkeit, etwas an meinem Auftreten zu verändern, um mir da eine angenehmere Situation zu kreieren. Wenn ich merke, ich fühle mich mit meinem Körper ganz wohl und kann vielleicht sogar noch ein paar Gesten machen und das sozusagen zu meiner Bühne werden lassen, dann sind körperbasierte Ansätze ganz hilfreich.
Was ist Ihnen besonders wichtig – mit welchem Gefühl sollen Studierende aus Ihrer Beratung gehen?
Oftmals merke ich, dass es mich einfach berührt, wenn Studierende mit einem gelösten Gefühl rausgehen, weil sie wieder durchatmen können, Dinge sich ordnen und sich dadurch auch etwas in ihnen lösen konnte.
Oft hatte ich auch schon das Gefühl, die Studierenden wollen gar nicht gehen und bleiben erstmal sitzen, weil sie merken, sie können sich hier wohlfühlen und einen Erfahrungsraum kreieren, der ihnen guttut und einen Ausgleich dazu bietet, von Vorlesungssaal zu Vorlesungssaal zu eilen, wo gar kein Raum bleibt, das Ganze mal ein bisschen anzuschauen und setzen zu lassen.
Im Endeffekt geht es vor allem auch darum, dass die Studierenden diese Erfahrung mitnehmen können, also in ihren Alltag und in ihr Leben.