Emily berichtet von ihren Eindrücken:

Am Abend des 25. Junis 2024 hatte ich eigentlich nur Lust, mich mit einem Eis in die Sonne zu setzen und den Stress des Studierendenlebens wegschmelzen zu lassen. Stattdessen verließ ich gegen 19 Uhr verschwitzt die Bib und taumelte mit einem Mikrofon in die Mensabar zur 3. Veranstaltung von Comedy Flex – eine Stand-Up Show, wo sowohl erfahrene Komiker als auch Newcomer der Comedy Szene ihre Witze vortragen. Und da ich während der Prüfungsphase stets auf der Suche nach Aufheiterung bin, beschloss ich, hinzugehen und daraus meinen ersten Beitrag für uniFM zu machen.

Seit der Mittagspause schien sich die Mensabar in einen Skatepark verwandelt zu haben. Dabei war kein einziges Skateboard zu sehen und die einzige Rampe im Raum war wahrscheinlich ich, die dem Personal im Weg stand, als sie die Sitzplätze für die Zuschauer aufbauten.

Vielmehr war es die Atmosphäre, die mir diesen Eindruck gab. Es lag eine rebellische Lässigkeit in der Luft, die ich sonst nur aus der Rap-Szene oder aus den Trendsportarten kenne. Ohne dass irgendwelche Musik spielte, meinte ich, beim Betreten des Raumes einen Hip Hop Beat zu hören. Obwohl die Angestellten nur noch wenig Zeit hatten, um alles vorzubereiten, strahlten sie keine Anzeichen von Stress aus. Stattdessen bewegten sie sich flink und elegant – so wie Skateboarder eben.

Auch die Zuschauer, die zwischen 19.30 und 20 Uhr einströmten, schienen unter keinerlei Druck zu stehen. Dies bestätigte sich, als ich meine Umfrage für uniFM machte. Zum ersten Mal bekam ich für eine Umfrage mehr Zusagen als Absagen. Und das von Menschen, die in einer nicht allzu kleinen Schlange standen.

Von der Stimmung her wirkten die Besucher*innen nicht wie Studierende, auf die die Prüfungsphase mit voller Wucht zuraste – vom Alter her zum Großteil schon. Die meisten Zuschauer*innen hätte ich zwischen 18 und 30 Jahre geschätzt, wobei auch einige ältere Menschen dabei waren. Schon bevor die Show anfing, herrschte eine gute Laune im Raum. Man hörte Gespräche, Gelächter und das Klirren von Gläsern, als sich manche Besucher an der Café Bar etwas zum Trinken besorgten.

Um kurz nach 8 Uhr wurden die Konversationen tatsächlich von einem Hip Hop-artigen Beat unterbrochen. Comedy Flex, C-comedy Flex rappte jemand hinter der Bühne. Nachdem diese Intro Musik beendet war, sprang der Moderator Ansgar Hufnagel auf die Bühne. Mit einer Energie, die eine Leiche hätte wiederbeleben können, kündigte er den Verlauf des Abends an: Es würde insgesamt sechs Auftritte geben, wobei eine Pause nach der dritten Performance vorgesehen war.

Wieder erklang ein Teil der Intro Musik – diesmal aber ohne Text –  und Joachim Breitnau schlenderte auf die Bühne. Ich glaube, ich hatte noch nie in meinem Leben jemandem gesehen, der ein Hemd trug und trotzdem so cool aussah. Vielleicht lag es daran, dass das Hemd pink war. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass Breitnau einfach ein cooler Typ ist. Dies bestätigte sich durch seine Performance. “Kommt hier jemand aus Belgien?” fragte er das Publikum zum Einstieg. Stille. Aber Breitnau machte ungerührt weiter.

Im Laufe seines Auftritts spürte ich Bewunderung in mir aufglühen. Dieser Typ stand auf einer Bühne, war der erste Comedian des Abends, wurde von mehreren Augen beobachtet und wirkte so entspannt, als ob er am Strand liegen würde. Selbst als manche Witze keine Lacher bekamen, ließ sich Breitnau von keiner Scham beschatten.

Besonders gut schien sein Scherz über ein Meerschweinchen anzukommen, denn dies löste eine unerwartete Reaktion von jemandem im Publikum aus. Auf einmal war nämlich ein ständiges Piepsen zu vernehmen. Eine der Besucher*innen wollte offensichtlich außerhalb der Bühne Comedy machen und gab deshalb Meerschweinchengeräusche von sich. Da ich ziemlich weit hinten saß und keine 1,60 messe, konnte ich nicht herausfinden, wer genau hierfür verantwortlich war. Ich kann nur sagen, dass die Person Breitnau eine tolle Möglichkeit bot, seine Improvisationskünste zu zeigen. Dies bekam er gut hin. Am Ende seines Auftrittes bedankte er sich beim Publikum und verließ die Bühne mit derselben Energie, mit der er hineingelaufen war.

Elsas Bühnenpräsenz war so stark, dass man sie sogar spürte, als sie noch hinter dem Vorhang steckte. Mit einer einzigartigen Munterkeit platzte sie in das Sichtfeld des Publikums. “Wer musste an den Film die Eiskönigen denken, als er meinen Namen hörte?” fragte sie. Die Hände schossen hoch.

Im Laufe ihres Auftritts wurde mir klar, dass Elsa einen selbstironischen Humor besaß, der sich manchmal auch zu sensiblen Themen herauswagte. Oft erwähnte sie, dass sie keine Skinny Bitch sei. Durfte ich denn über so etwas lachen? In dem Moment fand ich es aber so witzig, dass ich schon losgeheult hatte, bevor ich mir das überlegen konnte. Als Elsa jedoch anfing, über Menschen mit Behinderung zu reden, zog erstmal eine erschrockene Stille durch den Raum. “Gut, dass ihr da nicht lacht” kommentierte sie. Allmählich merkte man, dass Elsa nichts gegen diese Gruppe von Menschen hatte. Sie war nun mal Sozialarbeiterin und Menschen mit Beeinträchtigung nahmen einen riesigen Teil ihrer Gedanken, ihrer Arbeit und ihres Herzens ein. Als Elsas Auftritt vorbei war, schmerzten meine Wangen so sehr vom Lachen, dass ich nicht einmal für sie jubeln konnte.

Und zum Glück bekamen meine Backen im Laufe des Abends nicht die Möglichkeit, sich zu schonen. Thomas Kornmaier sorgte mit seinen witzigen Anekdoten über Schwaben, Berlin und seinem Vater für hysterisches Lachen. Stefan Freude begrüßte das Publikum mit dem Hinweis, dass er als Rollstuhlfahrer Stand-Up machte. Dann trat Chris Blessing auf die Bühne, der nicht nur einen legendären Humor besaß, sondern auch ausgezeichnet jonglieren konnte. Die letzte Performance kam von The Great Nebi, dessen witzige Alltagsgeschichten die Show zu einem perfekten Ende brachte. Während all dieser Aufführungen war das Piepsen des Meerschweinchens zu hören.

Auf dem Heimweg fiel mir auf, wie sehr sich meine Laune durch die Stand-Up Comedy verbessert hatte. Die Prüfungen und Deadlines, die mein Uni Alltag bewölkten, wurden von dem unterhaltsamen Abend überstrahlt. Es hat gut getan, Menschen zu sehen, die sich selber nicht allzu ernst nehmen, aus ihren Schwächen Witze kneten und nicht beleidigt sind, wenn man über sie lacht. Wer im Winter also ein wenig Aufmunterung braucht, kann am 6. November 2024, um 20 Uhr in der Mensabar vorbeischauen. Da findet die nächste Show von Comedy Flex statt. Der Normalpreis beträgt 15,90 Euro. Für Studierende und Schüler*innen kostet der Eintritt 9,90 Euro.

Der Comedy-Abend in Bildern

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Tosender Applaus für Joachim Breitner, der erste Eindruck sitzt. Als erster Act des Abends ist man immer einem gewissen Druck ausgesetzt, Joachim lässt sich davon jedoch nicht unterkriegen.
Janis Vees – völlig ahnungslos und absolut nicht vorbereitet auf die nächsten Stunden dieser Comedy-Show. Als wir ihn nach seinen Erwartungen fragen, meint er nur: "Ich habe keine, ich will einfach nur, dass es lustig wird!"
Mit ihrer selbstironischen und expressiven Art kreiert Elsa eine lockere Atmosphäre und reißt das Publikum sofort in ihren Bann. In ihrem Set dreht sich alles um ihre Verbindung zum Disney-Film “Die Eiskönigin”, die sie mit einer Gesangseinlage zu “Let it Go” zur Geltung kommen lässt. Sie thematisiert Herausforderungen, die sie als Ü30-Jährige meistern muss: zum Beispiel, wie man in einem Technoclub richtig tanzt oder das plötzliche Auftauchen eines Myoms in ihrer Gebärmutter.
Reaktionen aus dem Publikum zu Elsas Auftritt: Eine Zuschauerin krümmt sich vor Lachen, da sie sich selbst in ihren Witzen und Geschichten wiederfinden kann. Elsa verlässt den Abend definitv als eine der Favoriten.
Nach acht Jahren kehrt der Berliner Comedian Thomas Kornmaier wieder nach Freiburg zurück. Diesmal mit weniger Nervosität und mehr Mut zur Improvisation, was sich an den Reaktionen des Publikums bemerkbar macht.
Das Publikum lacht und jubelt begeistert, während Thomas Kornmaier über Missgeschicke mit der Deutschen Bahn, seine Erfahrungen als veganer Metzgersohn und zugezogene Schwaben in Berlin spricht – ein Abend voller Humor und treffsicherer Beobachtungen.
Mit Google übersetzten Lyrics zieht Moderator Ansgar Hufnagel spielerisch die volle Aufmerksamkeit des Publikums wieder auf sich. Die Regeln? Zuhören, auf die Texte achten und so schnell wie möglich die Antwort in die Menge rufen!
Darf man über den Mann im Rollstuhl lachen? Unter dem Motto "läuft" geht Stephan Freude mit cleveren Wortspielen humorvoll und offen mit seiner Behinderung um und zeigt dem Publikum: Ja! Man kann über den Mann im Rollstuhl lachen.
Chris Blessing bringt das Publikum sofort zum Lachen, indem er charmant erklärt, dass sein Name wie 'christian blessing' (=christlicher Segen) klingt – und wer könnte etwas dagegen haben? Mit einem Augenzwinkern lässt er die Grenzen zwischen Zirkus und Comedy-Show verschwimmen, während er das Publikum mit seinen spektakulären Jonglierkünsten verzaubert. Bereiten Sie sich auf einen Segen voller Lacher vor!
„Es ist einfach eine tolle Location, jedes mal ist ein neues Publikum dabei und es macht immer Spaß.“ - Kiana Taiari, Deutschlands beste Nachwuchszauberkünstlerin, teilt ihre Eindrücke vor ihrem Auftritt. Ihr Tipp für Nervosität und Lampenfieber: Atemübungen und voller Selbstbewusstsein auftreten.
„Arbeitsethik besiegt Angst“ – Nebi’s Mantra als er sich für seinen Auftritt vorbereitet. Als letzer Act ist der Druck hoch, doch mit seinem makabren Humor punktet Nebi trotz der späten Stunde immer noch sehr gut beim Publikum.
Der Abend endet mit einem Paukenschlag: "The Great Nebi" erzählt uns Geschichten über seine Erziehung in einer 5-köpfigen Bruderschaft und bringt den Saal zum Lachen. Auf die Frage nach seiner Karriere und Bühnenerfahrung erklärt er: "Der letzte bei so einer Show hat schon etwas mehr Druck. Es bringt eine gewisse Erwartung mit sich. Aber wenn du dir und deinem Material vertraust, ehrliches Interesse am Publikum hast und seine quatschigen Antworten in etwas Witziges verwandelst, dann läuft alles gut."
Ein Abend voller schöner Momente, viel Gelächter und elektrisierender Stimmung neigt sich dem Ende zu. Elsa und Thomas verabschieden sich noch einmal liebevoll und spielerisch voneinander für die Kamera und machen sich auf in die Nacht.
„Super Stimmung, dankbares Publikum und ein toller Abend“ – mit diesen Worten verabschiedet sich Moderator Ansgar Hufnagel von uns und der Mensabar bis zu seiner nächsten Show am 06.11.2024.
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