„Ich glaube an das Überleben der Innenstadt“
Pandemie, Energiekrise, Krieg in der Ukraine sowie der wachsende Online-Handel stellen Freiburgs Einzelhändler vor Probleme. Pop-up-Stores und Veranstaltungen sollen die Innenstadt stärken. Freiburgs Einzelhändler wünschen sich jedoch mehr Mitsprache und Maßnahmen, die Menschen nicht nur in die Stadt locken.
uniCROSS hat Passanten gefragt, warum sie gerne in die Freiburger Innenstadt gehen.
„Ich glaube an das Überleben der Innenstadt“, sagt Peter Spindler, Hauptgeschäftsführer vom Handelsverband Südbaden. Eine akute Gefahr für den hiesigen Einzelhandel bestehe nicht. Und das, obwohl die Besucherzahlen laut Spindler schon vor Corona rückläufig waren. Die Pandemie habe den Negativtrend dann noch verstärkt.
Um das Stadtzentrum etwa gegen die wachsende Konkurrenz aus dem Online-Handel zu stärken, hat die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM) einen Katalog erarbeitet. Neben Klimaanpassungsmaßnahmen, einem Begrünungskonzept und einer neuen Webseite soll der Freiburger Colombipark mit einem Spielplatz aufgewertet werden.
Veranstaltungen und Pop-up-Stores sollen das Stadtzentrum zusätzlich beleben. In diesem Jahr gab es unter anderem den „Pop-up Innovation“ in den ehemaligen Depot-Räumlichkeiten in Unterlinden sowie den temporären Ausstellungsraum „Puplic Pool“ der Macromedia Hochschule an der Salzstraße. Besucher locken sollte außerdem der Feierabendmarkt im Colombipark, der im Frühling stattfand oder das Fashion & Food Festival, das Ende September ausgerichtet wurde. Sind diese Maßnahmen ausreichend?
Freiburgs Einzelhändler wünschen sich mehr Mitsprache und Maßnahmen, die Menschen nicht nur in die Stadt locken, sondern auch zum Einkaufen bewegen. Im Video spricht uniCROSS mit den Inhabern des Plattenladens, des Comicladens “X für U” und dem Spielzeuggeschäft “Holzpferd”.
Auch Spindler ist das nicht genug: „Die Maßnahmen der Stadt sind aus unserer Sicht nicht ausreichend.“ Potenzial werde nicht ausgeschöpft. Freiburg übe große Anziehung auf das Umland aus, sodass vor allem die Parksituation verbessert werden sollte. Spindler wünscht sich daher mehr Park-and-Ride-Parkplätze und weniger Abhängigkeit vom öffentlichen Nahverkehr.
Laut einigen Freiburger Einzelhändlern sorgten obendrein Demonstrationen durch das Stadtzentrum für weniger Kundschaft in den Geschäften. Das Freiburger Rathaus hält dagegen. „Versammlungen bringen viel mehr Menschen in die Stadt, die potenzielle Kunden sind“, sagt Martina Schickle von der städtischen Pressestelle. Die Innenstadt sei ein Ort der Begegnung, des Austauschs und der Kommunikation.
Die Maßnahmen kosten Geld. Im Rahmen des Bundesprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ hat der Bund im November 2022 einen Freiburger Förderantrag mit einem Volumen 1,18 Millionen Euro bewilligt. Für die Aufwertung des Freiburger Colombiparks wurden bereits 800.000 Euro abgerufen. Reicht das? Die FWTM-Pressestelle betont: „Es bedarf eines langfristigen Einsatzes von finanziellen Mitteln, um Veranstaltungen, Aktionen und Angebote zu realisieren und die Innenstadt somit attraktiv zu halten.“
Eine Gemeinschaftsproduktion von Jacob Eßer, Maurizio Bierfreund, Matias Videla und Hing-Ming Chu im Rahmen des Seminars „Einführung in den crossmedialen Journalismus“ für Studierende der Medienkulturwissenschaft. Seminarleitung, Redaktion: Ada Rhode, Andreas Nagel, Philip Thomas.