Die Frauen von Savannah – Beth Hoffman
Dieser Roman ist ein richtig süßes Sommerbuch, das zum Faulenzen unter einem schattigen Baum einlädt! Es spielt in den Südstaaten der USA, genauer gesagt in der Stadt Savannah in Georgia.
Die Protagonistin CeeCee ist zwölf Jahre alt, als sie nach dem Tod ihrer Mutter zu ihrer Großtante in die Südstaaten umzieht. Diese hat eine Liebe für alte Häuser, die sie vor dem Abriss zu retten versucht. Gemeinsam mit der Haushälterin Oletta und der Nachbarin Mrs Goodpepper versuchen die drei Frauen CeeCee wieder ein Gefühl der Geborgenheit zu geben.
Das Besondere an diesem Buch ist nicht nur die kindliche Perspektive und die von Hoffman wunderschön beschriebene Kulisse, sondern auch die ausgefeilten Nebenfiguren, die viel Charakter besitzen und aufgrund ihrer Eigenheiten sehr menschlich wirken.
Das Buch behandelt die Themen Rassismus, Freundschaft und den Zusammenhalt starker Frauen.
Von Pia Weber
Was man von hier aus sehen kann – Mariana Leky
Selma kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, kommt es am darauffolgenden Tag in dem kleinen Dorf im Westerwald, in dem sie zu Hause ist, zu einem Todesfall. Diese Begebenheit führt direkt am Anfang der Handlung zu einer allgemein nervös-angespannten Stimmung unter den Dorfbewohnern, unter denen sich, angesichts eines möglichen nahenden Endes, die verschiedensten Emotionen sowie Geständnisse entladen.
Erzählt wird der Roman aus der Sicht von Luise, Selmas Enkelin, die wir als Leser*innen in verschiedenen Altersstufen vom kleinen Mädchen bis zur erwachsenen Frau begleiten dürfen. Wir erleben den ersten großen Schicksalsschlag, Zusammenhalt und zarte Liebe. Dabei ist Luises Schicksal nicht losgelöst zu betrachten, sondern immer eng mit dem der übrigen sehr skurrilen, aber durchaus liebenswürdigen Dorfbewohner*innen verflochten. Schafft es so etwa der herzensgute Optiker endlich, seine Liebe zu gestehen?
Mariana Leky zeichnet mit ihren Worten auf eine feinfühlige und sanfte Art und Weise das Porträt eines kleinen abgelegenen Dorfes samt dessen Bewohnern, in dem tragische Momente und Momente voller Komik ineinander übergehen. Eine Geschichte, die uns mit zu einem Gefühl von Geborgenheit nimmt und zeigt, dass das, was wir von hier aus sehen, behaglich sein kann, wir aber nicht vergessen dürfen, auch ein wenig weiter zu schauen.
Von Jule Bürgi
Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit – Mai Thi Nguyen-Kim
Sollten Drogen legalisiert werden? Verursachen Videospiele Gewalt? Ist Intelligenz erblich? Eines haben alle diese Fragen gemeinsam – sie verursachen hitzige Diskussionen und sind nicht leicht zu beantworten.
„Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit“ bietet die Möglichkeit diese sommerlich-heißen Debatten mit wissenschaftlichen Fakten abzukühlen. Jedes Kapitel widmet sich einer Streitfrage und versucht das Knäuel aus Meinung, Lüge und Wahrheit zu entwirren. Ziel ist es eine gemeinsame Basis zu finden, um nicht weniger, dafür aber besser zu streiten.
Das Buch ist eine Ode an den sachlichen Diskurs und eine wunderbare Möglichkeit den inneren Nerd mit Infos und viel Wissenschaftsliebe zu füttern. Eine Empfehlung für alle die sich mit etwas Fundiertheit für die nächste „Faktenschlacht“ bewaffnen wollen.
Von Katharina Sickinger
Die Hochzeit der Chani Kaufmann- Eve Harris
Wie ist es eine Person zu heiraten, die dir selbst fremd ist? Diese Erfahrung werden sowohl die 19 jährige Chani Kaufmann als auch der angehende Rabbiner Baruch Levy machen. Sie werden heiraten, obwohl sie sich erst dreimal in ihrem Leben begegnet sind.
Beide wachsen in der jüdischen Gemeinde Golders Green auf, die mitten in London liegt. Ihr Alltag ist von unsichtbaren Grenzen umspannt, geprägt von Regeln und Ritualen. Beide stehen an der Schwelle des Erwachsenwerdens und kommen aus Familien, in denen klare Vorstellungen darüber bestehen, was das bedeutet: es soll geheiratet werden.
Chani trotzt zunächst den Vorschlägen ihrer Eltern, doch akzeptiert Baruchs Antrag. Liegt es daran, dass er – wie sie – den engen Grenzen der Gemeinde ein Stück weit entkommen möchte? Bedeutet Hochzeit so für die beiden vielleicht auch mehr Freiheit? Oder Glück?
Chani und Baruch sind humorvoll, authentisch, stark, aber vor allem neugierig auf das Leben und rebellieren so für die eigenen kleinen Freiheiten.
Die Autorin Eve Harris schreibt mit so einer Einfühlsamkeit und tritt so nah an die Figuren heran, dass diese den Leser*innen von Anfang an ans Herz wachsen. Parallel zur Geschichte von Chani und Baruch erzählt Harris auch empathisch aus dem Leben vieler weiterer Gemeindemitglieder, sodass die Leser*innen Einblicke in viele Köpfe der jüdischen Gemeinde bekommen. Die Hochzeit der Chani Kaufmann ist ein Roman, der einem im Kopf bleibt, zum Nachdenken anregt und einen Platz in jedem Bücherregal verdient.
Von Johanna Weinz
Das Tor Europas – Serhii Plokhy
In der Ukraine herrscht Krieg. Vor neun Jahren hat Russland das Land angegriffen und im Februar letzten Jahres einen genozidalen Krieg daraus gemacht. Doch so viel berichtet, gesprochen, geschrieben wird, so wenig wissen die meisten über die Ukraine selbst. Das ändert sich durch „Das Tor Europas“ von Serhii Plokhy.
Dieses Buch des Professors für ukrainische Geschichte in Havard darf ein Standardwerk in jedem Bücherregal werden. Er erzählt hier die Geschichte eines Landes und einer Region, die schon bei Herodot in der Antike erwähnt wurde und sich über die Jahrhunderte auf eine vielseitige Art und Weise entwickelt hat. Eine Geschichte, die reich an kultureller, ethnischer und sprachlicher Vielfalt und dem Willen nach Unabhängigkeit und eigenem Wert ist. Auf 500 sehr eingängigen Seiten beschreibt Plokhy, wie die Region Austragungsort der imperialen Machtbestrebungen zwischen Mitteleuropa, Russland und dem Nahen Osten war, wie sie dagegen aufbegehrte und so Ende des letzten Jahrhunderts eine zentrale Rolle für den Zusammenbruch der Sowjetunion einnahm, nicht zuletzt aufgrund des Strebens nach Demokratie.
Erstmals 2014 veröffentlicht, erhielt es schon 2021 eine Erweiterung und die deutsche Übersetzung, die im September 2022 in die Buchläden kam, ergänzte Plokhy außerdem um ein Nachwort. Es ist also nicht nur historisch wahnsinnig spannend, sondern auch brandaktuell. Das Buch möchte nicht verklären, sondern aufklären und erklären. Allen, die also in die Geschichte der Ukraine und ihrer Rolle als Tor Europas einsteigen wollen, sei dieses Buch empfohlen.
Von Simon Barmann
People We Meet on Vacation – Emily Henry
Poppy und Alex könnten nicht gegensätzlicher sein. Sie lernen sich zu Beginn ihrer Uni-Zeit in Chicago kennen und merken schon bei ihrem ersten Gespräch, dass sie nicht viel miteinander anfangen können. Poppy trägt bunte Kleidung, verbringt gerne Zeit auf Partys und möchte die Welt entdecken. Alex hingegen hat einfachheitshalber meistens Khakihosen an, verbringt gerne Zeit allein mit einem Buch und plant nach seinem Abschluss zurück in die Kleinstadt zu ziehen.
Aber wie es so schön heißt: Gegensätze ziehen sich an. Ein Roadtrip in ihre gemeinsame Heimatstadt am Anfang der Sommerferien ist der Beginn einer engen Freundschaft, die auch noch lange über ihre Uni-Zeit hinaus besteht. Zehn Jahre später lebt Poppy in New York und schreibt als Journalistin für ein Reisemagazin, während Alex nach Ohio zurückgekehrt ist und dort als Lehrer arbeitet. Eine Sache hat sich jedoch nicht verändert: Ihre Sommer verbringen die beiden immer noch gemeinsam. Zumindest bis zu einem Missverständnis und der plötzlichen Funkstille vor zwei Jahren.
People We Meet on Vacation ist eine klassische romantische Komödie, die Alex‘ und Poppys Freundschaft anhand ihrer vielen gemeinsamen Urlaubserlebnisse über die Jahre hinweg erzählt, bis hin zu dem ersten Sommer, den sie seit ihrer Funkstille miteinander verbringen. Der Roman ist eine leichte Lektüre, ohne dabei zu oberflächlich zu sein und hat zudem viel Witz. Perfekt für alle, die nach Lesestoff für den eigenen Sommerurlaub suchen!
Von Verena Pfaff