Clara (li.) und Mareike (re.) studieren Medizin und leiten die AG KiM, eine Arbeitsgemeinschaft von Medizinstudierenden, die sich mit der Erkennung von Kindesmissbrauch beschäftigt und wie man als Arzt damit umgeht. Vor zwei Jahren hatte Mareike die Idee zur Gründung der AG.

Clara (li.) und Mareike studieren Medizin und leiten die AG KiM. Vor zwei Jahren hatte Mareike die Idee zur Gründung der AG.

Hallo Clara, hallo Mareike. Die AG KIM – Kind im Mittelpunkt organisiert die aktuelle Ausstellung in der UB zum Thema Schütteltrauma bei Babys und Kindern. Was ist die AG KIM genau?

Mareike: Die AG KIM gibt es jetzt seit fast zwei Jahren. Wir sind eine AG der offenen Fachschaft für Medizin. Wir beschäftigen uns mit der Erkennung von Kindesmissbrauch und mit der Frage, was ich als Arzt mache, wenn ich einen Missbrauchsfall bemerke.

Im Curriculum kommt das Thema unseres Erachtens etwas zu kurz, obwohl das Thema so relevant ist. Wir wünschen uns, dass auch in Kliniken ohne Kinderstation Missbrauch erkannt wird und Ärzt*innen nicht so überfordert mit der Situation sind, dass man weiß, es gibt Kompetenzzentren, die ich anrufen kann. Zum Beispiel wissen viele nicht, dass es in bestimmten Fällen nicht die Schweigepflicht eines Arztes bricht, wenn er mit dem Jugendamt spricht.

Clara: Wenn man nicht weiß, welche Auffälligkeiten ein Kind hat, das vernachlässigt oder misshandelt wurde, können diese Fälle auch nicht verhindert werden. Wenn man nicht weiß, wonach man suchen muss, findet man auch nichts.

Wie kam die Idee zur Ausstellung „Schütteltrauma“?

Clara: Die Ausstellungen in der UB sieht man ja immer, man läuft oft mit einem Kaffee durch und wir fanden, dass es eine Möglichkeit ist, hier auf ein wichtiges Thema aufmerksam zu machen. Wir haben online einen Vortrag eines Kinderarztes zum Thema Schütteltrauma angehört und wir fanden das Thema wichtig und interessant. Im Vortrag wurde auch erwähnt, zu welchem Zeitpunkt Prävention zu Schütteltraumata am meisten bewirkt. Die Studie hatte gezeigt, dass Aufklärung am meisten bringt, bevor man selbst Eltern wird oder Kontakt mit Babys hat.

Außerdem wurde gezeigt, dass Aufklärung effektiver ist, wenn man sich nicht bewusst mit dem Thema auseinandersetzt, sondern es ganz natürlich in den Alltag integriert ist und man sozusagen im Vorbeilaufen daran hängen bleibt. In der UB ist ja genau diese Zielgruppe vorhanden, die man mit dem Thema gut erreichen könnte.

Wie kann man sich in eurer AG engagieren?

Mareike: Wir richten uns zwar primär an Medizinstudierende, aber zu uns kann jeder auch einfach dazukommen. Wir treffen uns alle zwei Wochen montags und haben meistens ein kleines Referat zu unterschiedlichen Themen im Bereich Kinderschutz und Kindesmissbrauch, ab und zu haben wir auch größere Vorträge von der Staatsanwältin in Freiburg, dem Jugendamt oder dem Kinderschutzzentrum.

Warum ist das Thema „Schütteltrauma“ so wichtig?

Clara: Auf einem unserer Plakate sieht man, dass circa 6 von 100 Babys schon mal geschüttelt wurden. 20 Prozent dieser Kinder sterben in Folge dieses Schüttelns. Wenn man sich das vor Augen führt und weiß, dass eine gewisse Zahl dieser Fälle vermeidbar ist, indem man Prävention leistet, sind das Kindestode, die vermieden werden können. Jeder verhinderte Schüttelfall ist die Ausstellung auf jeden Fall wert.

Mareike: Uns war es wichtig zu zeigen, dass Schreien bei Babys normal ist. Es gibt aber Handlungsschritte, die man in schwierigen Situationen tun sollte. Zum Beispiel, das Kind sicher ablegen und den Raum verlassen. Man ist also kein schlechtes Elternteil, wenn man sich nicht jede Sekunde um sein schreiendes Kind kümmert.