Alleine in der Mensa essen
Mein erstes Mal alleine in der Mensa entstand eher aus der Not heraus: Meine beste Freundin hatte an diesem Tag keine Zeit. Hunger hatte ich aber trotzdem und so beschloss ich kurzerhand einfach alleine in die Mensa zu gehen. Nach ein paar unsicheren Minuten wurde mir schnell klar, dass gar nichts Schlimmes dabei ist.
Vor allem im Sommer ist es schön, sich draußen an einen Tisch mit neuen Leuten zu setzen. Manchmal muss man einfach mutig fragen, ob man sich dazu setzen darf. Bislang entstanden dadurch immer schöne Gespräche.
Wenn ich bewusst alleine esse, kann ich mir so viel Zeit nehmen, wie ich brauche. Ich muss mich nach niemandem richten und kann selber entscheiden, wie schnell ich esse. Diese halbe Stunde Pause nutze ich auch, um mich mental zu entspannen und mein Stresslevel herunterzubringen.
Text und Bild: Leonie Stoffels
Alleine in der Bib
Sei es Parlatorium oder das Café Libresso – sich allein an einen Ort zu setzen, der von Geselligkeit durchzogen scheint, kann im ersten Moment Überwindung zu kosten. Meistens ist man sich selbst seiner Situation und Präsenz allerdings deutlich bewusster als die Menschen um einen herum. Man redet hier auch vom Spotlight-Effekt: dem Gefühl, dass die allgemeine Aufmerksamkeit gerade auf uns selbst liegt, obwohl das meistens gar nicht der Fall ist.
Die wenigsten werden sich darum kümmern, ob man sich allein oder in Begleitung mit seinen Lernsachen an den Nebentisch gesetzt hat. Schaut man sich einmal um, wird es tatsächlich Viele geben, die ebenfalls für sich selbst dort sitzen. Und manchmal kann auch schon ein „Hey, ich gehe kurz aufs Klo, könntest du meine Sachen im Blick behalten?“ oder ein kurzer Blickkontakt samt Lächeln zu einem kleinen Moment der Verbundenheit führen.
Text und Bild: Jule Bürgi
Allein ins Kino
Dieses Jahr habe ich eine wichtige Entscheidung getroffen: Ich möchte keinen Kinofilm mehr verpassen, nur weil keine meiner Freund*innen Zeit oder Lust auf Rom-Com oder Disney hat. Gleichzeitig empfand ich den Gedanken, allein in einem großen Saal, zwischen Pärchen und Freundesgruppen zu sitzen, befremdlich.
Dass mein erstes Mal allein im Kino auf den Valentinstag fällt, hätte ich nicht gedacht. Challenge accepted, sagte ich mir, bereits auf dem Weg mich der nächsten vorhersehbaren Rom-Com hinzugeben. Wie schlimm sollte es zwischen kuschelnden Pärchen schon werden?
In der Schlange für Snacks breitete sich kurzes Unbehagen aus. Schnell die Gedanken abschütteln. Dann Kindergröße salziges Popcorn bestellen. Und am Ende des Abends feststellen, dass ich keinen Film mehr verpassen werde – wie schön ist Unabhängigkeit.
Text und Bild: Loredana Duregger
Alleine wandern gehen
Ganz alleine im tiefsten Wald? Für die einen der perfekte Start in den Horrorfilm, für andere der ultimative Plan zur Selbstfindung. Ich war geteilter Meinung, als ich anfing, in Freiburg alleine wandern zu gehen. Dort wo ich herkomme, mache ich das zwar auch, aber im Dorf kennt man eben nicht nur die Wege, sondern auch die Menschen, die man hinterm nächsten Baum trifft.
Doch mit jeder Wandertour wurde deutlicher, dass ich tatsächlich nicht die Protagonistin im neusten Stephen King-Buch bin. Stattdessen begann ich, die Stille zu schätzen und der Wald fühlte sich immer vertrauter an.
Es ist erstaunlich, wie viel man plötzlich sieht, fühlt und riecht, wenn man sich auf die Natur einlässt. Bonuspunkte: Wer alleine wandert, darf die Geschwindigkeit selbst bestimmen und ist nicht außer Atem vom Reden!
Text und Bild: Lilli Wörz
Alleine Reisen
Ob Kopenhagen, Ljubljana, oder Wandern in Spanien. Auch wenn bei jeder meiner bisherigen Reisen auch Dinge schiefgegangen sind, habe ich es nie bereut, allein losgezogen zu sein. Das Schöne daran ist, dass es so individuell anpassbar ist. Ich habe schon Städtetrips und Wanderurlaub gemacht, oder auch mal den ganzen Tag am Strand verbracht. Je nach Bedürfnis „low-budget“ in Hostels, oder auf Campingplätzen, oder für etwas mehr me-time und ,,Luxus“ auch mal in einem airbnb.
Ich habe gemerkt, dass ich meine Umwelt bei Soloreisen oft bewusster wahrnehme und Erlebtes mir dadurch länger in Erinnerung bleibt. Außerdem bringt allein unterwegs zu sein auch viel Freiheit mit sich. Sei es, so lange man will durch ein Museum zu schlendern oder das dritte Eis des Tages zu essen, ohne schief angeschaut zu werden. Und falls doch mal alle Stricke reißen, alles doof ist oder man sich einsam fühlt, ist die beste Freundin oder Mama auch am Ende der Welt nur einen Anruf entfernt.
Text und Bild: Milla Jenssen
Alleine bouldern gehen
Ich bin nicht gern allein. Mehr gezwungen als gewollt mache ich mich also auf den Weg in die Boulderhalle meines Vertrauens, nachdem eine Freundin abgesagt hat. Nach einer verlegenen Aufwärmrunde traue ich mich schüchtern an die Wand und merke schnell, dass es viel schwieriger ist, allein die Krux zu lösen. Frustriert klettere ich eine leichtere Route und dann noch eine und noch eine, bis mich die wilde Idee überkommt, einfach alle leichten Routen zu klettern. Mit neuer Motivation renne ich die Wände hoch und runter, bis meine Arme brennen und ich zufrieden auf der Matte liege. Allein bouldern gehen und nur machen, worauf ich gerade Lust habe, klingt plötzlich reizvoller als gedacht.
Text und Bild: Lena Petereit
Alleine aufs Konzert
Wir alle lieben Konzerte – ein Raum voller Menschen, welche dieselbe Musik feiern. Alle singen und tanzen im Einklang, die Atmosphäre lässt einen alles kurz vergessen. Solche Momente sind selten und ich teile diese am liebsten mit Freund*innen. Letztens war ich jedoch das erste Mal alleine auf einem Konzert und es hat mehr Überwindung gekostet, als ich es mir selbst eingestehen wollte.
Dass ich trotzdem gegangen bin hat sich aber unfassbar gelohnt, denn allen anderen ist es wirklich egal, ob du alleine da bist oder mit anderen Leuten. Das Schöne an diesem Abend war, dass ich Schulter an Schulter neben Fremden gestanden habe und wir zusammen gesungen und getanzt haben. Die Musik hat uns verbunden und schlussendlich war man doch nicht alleine dort.
Text und Bild: Eva Niechoj
Alleine auf die Buchmesse
Als ich das Messegelände betrete, fühle ich mich zunächst ein wenig überfordert – es wimmelt von Menschen um mich herum, es ist laut und stickig und ich muss mich allein orientieren. Nach ein paar Minuten fühle ich mich angekommen und überlege, wohin es nun gehen soll. Keine Person, die zu mir sagt: „Komm, jetzt lass uns mal weiter“ oder „Mir ist langweilig“. Es zählt nur das, was ich in diesem Moment möchte. Egal, ob ich eine Stunde an einem Buchstand verbringen will oder kurz eine Pause von der Luft in den Messehallen brauche: Ich muss mich mit niemandem absprechen. Auch wenn ich sehr gerne mit anderen Menschen zusammen bin und Erlebnisse teile, habe ich heute nicht das Gefühl, dass mir etwas fehlt.
Text und Bild: Hannah Schlosser