Hallo Janka, du studierst in Freiburg Umweltnaturwissenschaften und bist mit dem Fahrrad von Freiburg bis Genua, deinem Erasmus-Studienort, gefahren. Was hat dich dazu bewogen, so eine lange Strecke mit dem Fahrrad zu fahren?
Ich habe schon ganz viele Radtouren in meinem Leben gemacht und die Entfernung nach Genua erschien mir machbar. Für mich war es eine coole Art und Weise diesen neuen Abschnitt im Studium mit einem kleinen Abenteuer und Urlaub zu verbinden. Eine Freundin hat mich dann auf der Strecke begleitet und ist anschließend wieder nach Hause gefahren.
Die Entfernung Freiburg-Genua beträgt 407 Kilometer Luftlinie. Wie lange seid ihr insgesamt unterwegs gewesen und wie groß sind die Etappen ausgefallen?
Mit dem Fahrrad beträgt die Strecke ungefähr 600 Kilometer. Die Länge der Etappen war sehr unterschiedlich, aber grundsätzlich sind wir immer zwischen 75 und 95 Kilometer pro Tag gefahren. Ursprünglich war der Plan, acht Tage Fahrrad zu fahren, aber letztendlich haben wir an einem Tag die Strecke über die Po-Ebene mit dem Zug überbrückt, weil bei uns an dem Tag ein bisschen die Luft raus war. Die Strecke wäre um die 150 Kilometer lang gewesen und uns wurde gesagt, dass sie außerdem nicht so spannend sei.
600 Kilometer mit dem Fahrrad zu bewältigen, ist bestimmt anstrengend. Hast du vorher dafür trainiert?
Nein, konkret darauf trainiert habe ich nicht, aber ich fahre auch im Alltag gerne Fahrrad und mache in der Freiburger Umgebung öfters Tagestouren.
Auf so einer Reise läuft bestimmt auch nicht alles glatt. Was waren für dich Schwierigkeiten auf der Reise?
Ich glaube, dass es auf jeder Tour Dinge gibt, die nicht so laufen, wie man sich das vorstellt. Am Anfang lief bei uns alles erstaunlicherweise sehr gut. Wir hatten zuerst Bedenken, dass es viel zu kalt und regnerisch wird, aber tatsächlich hat es nur einen Nachmittag geregnet, weswegen wir die meiste Zeit im Trockenen fahren konnten.
Wie und wo habt ihr übernachtet?
Wir wollten zuerst zelten, aber da das Wetter am Anfang etwas unbeständig war, haben wir bei Verwandten meiner Freundin übernachtet. Ansonsten haben wir eine Couchsurfing-Plattform für Radreisende benutzt, die „Warmshowers“ heißt, worüber wir dann noch zweimal bei anderen Menschen übernachten konnten. Zum Ende hin haben wir dann aber jede Nacht auf Campingplätzen gezeltet
Für so eine Fahrradtour muss man wahrscheinlich im Vorhinein an viel denken und einiges vorbereiten. Wie war das bei dir?
Ich habe schon öfters Touren gemacht, deswegen wusste ich schon vorher was man so braucht und was nicht. Generell sollte man bei Radtouren aber eher minimalistisch unterwegs sein. Ich hatte zum Beispiel ein Shirt zum Fahren und eins zum Schlafen dabei. Um sich warm zu halten, schichtet man dann Kleiderstücke übereinander. Ansonsten hatten wir beispielsweise noch ein Zelt, Isomatten, Schlafsäcke und einen Campingkocher eingepackt.
Aber du bist gleichzeitig auch für dein Erasmus angereist. Da reichen doch nicht nur die Sachen die man auf der Fahrradtour benötigt. Wie hast du das gemacht?
Da hatte ich super Glück. Ich war mir nämlich lange unsicher, wie ich mein ganzes Gepäck nach Genua bekommen soll. Für mich war auch klar, dass ich zum Beispiel meinen Laptop nicht mit auf die Fahrradtour nehmen werde. Aber es hat sich ergeben, dass eine Bekannte ungefähr zur gleichen Zeit nach Korsika in den Urlaub gefahren ist und in Genua die Fähre genommen hat. Sie hat mir angeboten mein Gepäck mitzunehmen und hat es bei mir in der WG in Genua untergestellt. Drei Tage später bin ich dann angekommen.
Radreisen werden immer beliebter. Was braucht man deiner Meinung nach an Eigenschaften, um Spaß an einer Radreise zu haben?
Man sollte auf jeden Fall Spaß am Fahrradfahren, am Draußen sein und am Unterwegs sein haben. Man sollte auch ein bisschen Motivation aufbringen, sich durchzubeißen, wenn es gerade mal ein bisschen nerviger und anstrengender wird und man schon wieder einen Berg hochfahren muss oder es schon wieder anfängt zu regnen.
Ich finde es auch sehr wichtig, dass man im Vorfeld schaut, ob es mit der Person, mit der man unterwegs sein wird, passt. Oft sind es so kleine Sachen, die dann aufreiben: „Bauen wir jetzt zuerst das Zelt auf oder kochen wir zuerst“. Man muss sich bewusst sein, dass der Tagesablauf ziemlich durchgetaktet ist. Man macht nicht viel mehr als morgens zusammenzupacken, Rad fahren, Pause, Radfahren, ankommen und Sachen aufbauen, um anschließend schon fast ins Bett zu gehen. So etwas muss man mögen, aber ich find das auch super cool, weil man einfach so richtig „raus“ ist.
Heißt das, dass jede Kleinigkeit zusammen geplant werden muss?
Im gewissen Maße schon, aber ich glaube, man kann sich das auch gut aufteilen. Bei uns war es so, dass ich die Strecke geplant habe, weil mir sowas total Spaß macht. Jemand anderes kann zum Beispiel das Essen und die Übernachtung planen oder eben andere Sachen auf dem Schirm haben. Ich glaube es ist nur wichtig, sich gut abzusprechen, damit es unterwegs nicht zu Konflikten kommt.
Du hast die finanzielle Förderung Green Travel bekommen. Kannst du kurz das Prinzip von „Green Travel“ erläutern?
„Green Travel“ ist eine zusätzliche Förderung des Erasmus-Programms, die man bekommt, wenn man auf grünem Weg zum Erasmus-Ort anreist. Das beinhaltet die Anreise mit dem Zug, Reisebus, Fahrgemeinschaften und eben auch mit dem Fahrrad. Für jeden zusätzlichen Reisetag erhält man eine Förderung, die nach Länderklassen aufgeteilt ist. Für Genua erhält man die Förderrate Ländergruppe 1, was 20 Euro pro Reisetag entspricht. Insgesamt können sechs Reisetage beantragt werden, auch wenn mehr als sechs Tage benötigt werden. Das heißt insgesamt konnte ich 120 Euro zusätzlich für meine Anreise erhalten.
Hier in Freiburg sind die Straßen für Fahrradfahrer gut ausgebaut. Kann man in Genua gut mit dem Fahrrad unterwegs sein?
Überhaupt nicht. Ich war in Genua auch gar nicht mit dem Fahrrad unterwegs. Das stand dort in meinem Zimmer. Ich habe aber auch ein paar Radbegeisterte getroffen, mit denen ich einzelne Touren gemacht habe, das war ziemlich cool. In Genua fahren viele Leute mit dem Rennrad in die Berge, aber im Alltag benutzt so gut wie niemand ein Fahrrad. Dafür sind die Straßen leider nicht ausgelegt.
Du bist ein ganzes Semester dort geblieben. Bist du mit dem Fahrrad auch wieder zurück gefahren?
Nein, bin ich nicht. Das Semesterende war im Februar und das war mir dann einfach zu kalt. Da bin ich dann auf eine andere Weise heimgereist.