Nach ihrem Konzert im belgischen Spiegelzelt auf dem ZMF haben die Sängerinnen sich spontan Zeit für einen kurzen Plausch genommen – die deutsch synchronisierte Fassung gibts hier im Stream:

So wars beim Konzert:

Ein Sommergewitter treibt die Meute ins belgische Spiegelzelt mit seinen Hängelampen, Sitzecken und Buntglasfenstern. Über allem hängt die (noch) bewegungslose Discokugel als Vorbotin – schamlos kitschig, genau richtig.

Nouvelle Vague treten auf und lösen ein, was die Atmosphäre verspricht: Mit brillianter Leichtigkeit bringen sie Bossa Nova-Interpretationen von 80er-New Wave auf die Bühne. Mit klarem Konzept, ein wenig verschroben, uneitel, charmant – das funktioniert nicht nur auf Platte, das geht auch live vollkommen auf.

Es ist ein ungleiches Sextett, das da auf der Bühne steht: Die Sängerinnen Mélanie Pain und Phoebe Killdeer tragen die Band, die Stimmung, den Abend. Beinahe fragil beugt sich währenddessen der Gitarrist über seine Instrumente und Bandgründer Marc Collin wandert nervös mit seinem E-Kontrabass zwischen den Instrumentalisten umher.

Bande á part heißt die 2006er Platte und für die Bühnenperformance stimmt das irgendwie auch. Was alles zusammenhält und -bringt ist allein die Musik, sind die Lieder der Anderen. Die Musiker*innen hauchen den alten Schinken neues Leben ein, drehen die Songs trickreich um und machen sie sich zu eigen. Das gilt vor allem dann, wenn sie im trüben Wasser fischen: die düsteren oder brutalen Stück von Dead Kennedys oder Joy Division. Das war in den frühen 2000ern auch der Kern von Nouvelle Vague: 80s Punk- und New Wave auskramen und in Easy-Listening umdeuten, neu erfahrbar machen. Die Sängerinnen durften die Originale nicht kennen.

Das ist jetzt 20 Jahre her, mittlerweile dürfen auch Gassenhauer auf die Cover-Liste – die aktuelle Platte kommt mit The Clash und „Should I Stay Or Should I Go”. Wo das Original noch mit Normen bricht und Folklore von Protopunk-Ästhetiken zerschlagen wird, wirkt die Nouvelle Vague-Version in ihrer klassischen Combo-Besetzung eher wie eine hüftprothesengerechte Bagatellisierung.

Das Publikum freut sich trotzdem (oder deswegen?), man trifft hier vor allem Leute in ihrer zweiten Lebenshälfte. Dementsprechend wenig bietet Freiburg an diesem Dienstagabend an. Kaum tanzen, kaum mitsingen, verhaltener Applaus, wenn nicht direkt dazu aufgerufen wird. Kurz wünscht man sich rüber zu Tokio Hotel (da war es laut!).

Irritationen dann beim zweiten ‚letzten‘ Song des Abends, „This Charming Man“. Wider Erwarten der Sängerin kann man hier mit den Smiths wenig anfangen. Nach ein, zwei wenig erfolgreichen Animationsversuchen bringen Nouvelle Vague den Abend abgeklärt über die Bühne. Es folgt ein letztes ritualisiertes Zugaben-Auf-und-Ab, die müde Meute wacht nochmal auf, trampelt und klatscht die Band zum erfolgreichsten Hit zurück („In a Manner of Speaking“) und das wars dann auch. Plausch am Merch-Stand, Becher abgeben, raus in die Nacht. Für die meisten hier geht’s wohl ab ins Bett – ist ja auch fast 10.