Diese Reportage ist Teil der Themenwoche Rausch & Realität.
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Wir werden als Kranke wahrgenommen – noch nicht mal als Kranke – sondern als Süchtige, die nicht sprechen können. – Jörg
Es ist paradox. Wenn man den Colombipark betritt, steht man vor sonnenüberfluteten Bänken, penibel abgegrenzten Rasenflächen und einem Museum, das den Begriff Colombischlössle nicht ohne Grund trägt.
Wenn man den Colombi-Park – also den zugewiesenen Bereich, den Käfig – betritt, werden Blumenwiesen abgelöst von Steintreppen und einem Trinkbrunnen, um den Zigarettenstummeln und ein leerer Saftkarton liegen. Es ist voll, Menschen mit Bierflaschen in der Hand stehen herum, jemand setzt sich einen Schuss. Es ist ein Unterschied, wie er größer nicht wirken könnte. Wir fallen auf, gehören offensichtlich nicht wirklich hier hin.
Genau darum geht es in dem Film – diese soziale Ausgrenzung sichtbar zu machen, diese Grenze zu überwinden. Drogensucht ist kein Einzelschicksal und die Schwere ist unterschiedlich. Aber die Alkoholsucht des einen wird weggelächelt, die Heroinsucht des anderen doppelt bestraft – mit Kriminalisierung und Stigmatisierung.
Wir haben mit vielen Leuten gesprochen. Keine zwei Sekunden nach Betreten des zugewiesenen Bereichs verlangte ein junger Mann scherzend unsere Ausweise, Eintrittskontrolle. Es dauert vielleicht zwei Minuten und wir stehen mit ihm – Misha – da und quatschen. Über sein geschientes Bein, seine Hunde, Schwestern, Exfreundinnen. Er macht uns Komplimente, will wissen wer wir sind, was wir machen und warum. Vor allem aber will er erzählen. Über alles. Außer Drogen. Dominiert ja schon ansonsten den ganzen Tag.
Schnell treffen wir dann doch Leute die sich mit uns über ihren Drogenkonsum unterhalten wollen. Das Vertrauen, welches uns entgegengebracht wird verdanken wir dabei den Straßensozialarbeiter*innen Selina und Marc. Wir haben Sie bei ihrer Tour durch den Colombipark begleitet.
Wir hoffen, dass der Film dazu beiträgt, Stigmata abzubauen und Akzeptanz zu erhöhen. Jörg, einer der Protagonisten im Film erzählt; Obwohl er sich erfolgreich der Drogensucht entzogen hat, hängt ihm seine Vergangenheit immer noch nach. Neue Kontakte außerhalb der Drogenszene aufzubauen ist schwierig.
Schnell wird klar, unser erstes Ziel – den Colombipark zu charakterisieren – funktioniert nicht. Man kann keinen Ort umreißen an dem sich so viele unterschiedliche Menschen versammeln. Vor allem nicht wenn dieser Ort ein zugewiesener Bereich ist. Ein „Käfig“, ein Beinah-Rückzugsort. Verordnet von einer Gesellschaft, die das Problem „Sucht“ als Problem der Betroffenen sieht. Selbstverursacht, irgendwie eklig, entmenschlichend und weit weg von der eigenen Realität. Die Penner eben.
Auch politisch wäre es gut, wenn sich etwas ändert. Es ist nicht so, also würde sich gar nicht gekümmert werden – das Angebot der Straßensozialarbeit ist gut ausgebaut, der Kontaktladen der Drogenhilfe Freiburg ein sehr erfolgreiches Konzept. Ein sicherer Ort zum Konsum fehlt aber trotzdem. Alle mit denen wir gesprochen haben, finden einen Drogenkonsumraum wünschenswert. Die Landesregierung Baden-Württemberg ist zwar so progressiv Drogenkonsumräume prinzipiell zu erlauben, aber nur gekoppelt an eine Mindesteinwohneranzahl. Die Freiburg unterschreitet. Eine Bedarfsorientierung macht aber deutlich mehr Sinn, erzählte uns auch Selina Trinkner von der Drogenhilfe Freiburg. Es wäre eine Aufgabe der Stadt Freiburg sich stärker dafür einsetzen, diese Regel anzupassen.