Hallo His2Go! Ihr habt beide in Freiburg Geschichte studiert und euch so kennengelernt. Während David nach dem Studium die Promotion angestrebt hat, ist Victor zuerst ins Referendariat gegangen. Nun promoviert ihr beide, Victor lehrt zusätzlich in Bonn. Zusammen betreibt ihr seit vier Jahren den His2Go-Podcast, worum geht es dabei?
Victor: His2Go ist unser Geschichtspodcast, der alle zehn Tage, also immer am 10., 20., und 30. des Monats, rauskommt. Dabei greifen wir uns Momente der Geschichte heraus, welche wir für sehr spannend und erzählenswert halten.
David: Uns ist es wichtig, die Geschichte(n) in allen Facetten abzubilden. Dafür befassen wir uns mit Globalgeschichte, mit historischen Verbindungen über Länder und Regionen hinweg, und das aus allen Epochen, Kontinenten und auch über alle Gesellschaftsschichten, soweit möglich. Wir wollen Geschichte nicht einseitig und auch nicht zu eurozentrisch beleuchten. Stattdessen sind wir bemüht, das Geschichtsbild unserer Hörer*innen zu erweitern, wobei wir dieses auch immer wieder kritisch hinterfragen. Wir arbeiten natürlich nur mit historischen Quellen und wissenschaftlicher Fachliteratur. Dabei brauchen wir aber auch die richtige Prise Entertainment.
Victor: Wir versuchen Geschichte, was für viele zunächst nur ein Schulfach ist, auf etwas Spannendes herunterzubrechen. Geschichte ist total facettenreich und kann jeden Aspekt der Gesellschaft aufgreifen. Unser Podcast lebt davon, dass wir mit verschiedenen Herangehensweisen die unterschiedlichsten Momente der Geschichte ausgraben.
Wie findet ihr eure Themen für den Podcast?
David: Grundsätzlich sind wir in den Podcast schon mit einer großen Menge an Themenideen gestartet, da wir ja beide privat und auch durchs Studium sehr geschichtsinteressiert sind. So konsumieren wir verschiedenste Geschichtsinhalte, wodurch wir unsere Themenliste immer erweitern. Dabei gehen wir aber auch auf die vielen Themenvorschläge unserer Community ein. Diese Liste wächst momentan viel schneller als wir sie abarbeiten können!
Victor: Lange Zeit haben wir versucht, uns die Themenideen zu merken. So richtig systematisch wurde unsere Liste aber erst, als wir Chiara eingestellt haben, die uns unterstützt. Die Liste gehe ich dann auch durch, wenn ich ein Thema suche, wobei man immer erst schauen muss, ob es dafür genügend Literatur gibt.
Wie schafft ihr es zeitlich, Promotion und Podcast miteinander zu vereinbaren?
David: Da man weder beim Podcast, noch bei der Dissertation wirklich feste Zeitpläne hat, ist das teilweise schon eine Herausforderung. In beiden Bereichen sind Deadlines sehr selten und man muss eigentlich alles selbst strukturieren. Vor allem das Hin- und Herspringen fällt mir dabei schwer, da stören sich die Projekte manchmal gegenseitig. Deshalb versuche ich, beides gut zu trennen. An Tagen, an denen ich an der Dissertation arbeite, mache ich nichts für den Podcast. Aber man lernt ja ständig dazu und findet dann schnell raus was funktioniert.
Victor: Der Podcast genießt bei uns beiden eine gewisse Priorität vor anderen Hobbys. Es ist selbstverständlich, dass wir gegenseitig auch viel Rücksicht nehmen. So kann es vorkommen, dass ich David kurzfristig frage, ob wir etwas verschieben können. Das klappt bisher ganz gut und wir haben auch noch Zeit für andere Dinge.
Was macht euch bei der Arbeit am Podcast denn am meisten Spaß?
David: Am meisten Spaß macht mir die Interaktion mit der Community. Besonders das Feedback gibt mir die Motivation weiter dran zu bleiben. Sowas rettet dann schonmal den Tag! Natürlich ist auch die Auseinandersetzung mit den historischen Inhalten einfach eine große Leidenschaft.
Victor: Was mir am besten gefällt, ist die Aufnahme selbst. Die Vorbereitung macht auch Spaß, ist aber sehr zeitintensiv. Gerade am Anfang der Recherche hat man erstmal diesen Berg, welchen man erklimmen muss. Einmal oben angekommen, ist es dann umso schöner, seine Erkenntnisse endlich zu teilen und dann auch Feedback zu bekommen.
Ihr habt euren Podcast vor vier Jahren gestartet. Mittlerweile hat er etwa 450.000 Klicks im Monat und ihr habt zwischen 60.000 und 70.000 regelmäßige Hörer*innen. Wie habt ihr mit dem Podcast angefangen?
Victor: Damals sind wir mit einem Freund nach Italien in den Urlaub gefahren. David hatte im Auto die Idee, einen Podcast zu hören. Anfangs wusste ich noch nicht so recht, was das genau ist. Aber es hat uns beiden so gut gefallen, dass wir uns dachten: Wir könnten das ja selbst mal ausprobieren!
David: Wir haben uns in den folgenden Monaten ein Konzept überlegt. Da ich schon ein Mikrofon hatte, konnten wir schon bald die erste Folge aufnehmen. Damals hatte ich noch einen Zettel in der Hand. Das heißt, es hat die ganze Zeit geraschelt und die Aufnahmen waren schrecklich.
Victor: Die erste Folge haben wir trotzdem veröffentlicht. Dann kam recht schnell die zweite, dritte, vierte und wir haben erstmal geschaut, was so passiert. Zuerst haben es nur unsere Freunde und Verwandte gehört, aber nach ein paar Wochen hatten wir plötzlich über hundert Zuhörer. Dann haben wir versucht, uns zu verbessern. Wir haben die Aufnahmequalität gesteigert, zwei Mikros gekauft und uns langsam weiterentwickelt.
Was begeistert euch an Geschichte?
David: Ich war schon als Kind sehr an Geschichte interessiert. Ich habe es immer so abstrakt und auch faszinierend gefunden, mir vorzustellen, dass ich auch vor 500 Jahren hätte geboren sein können. Aus Geschichte kann man einfach unheimlich viel lernen. Also sowohl über sich selbst, als auch über andere Leute, über menschliche Emotionen und den Antrieb zum Handeln.
Egal ob Konflikte oder große Errungenschaften: Geschichte hilft dabei, die Welt, in der wir heute leben, zu erklären. Manche Ereignisse liegen bereits tausend Jahre zurück und haben trotzdem noch etwas mit der Gegenwart zu tun. Den Hörer*innen das zu vermitteln, macht nicht nur Spaß, es kommt mir auch wichtig vor. Ich habe das Gefühl, dass es für unsere Gesellschaft bedeutend ist, historische Bildung zu erfahren. Das ist jetzt vielleicht etwas idealistisch formuliert, aber wenn wir durch Geschichte versuchen, andere Menschen, Gruppen, Geschehnisse und Vergangenheiten besser zu verstehen, dann kann das zu einem besseren Zusammenhalt und mehr Solidarität in der Gesellschaft führen. Ich finde das macht Geschichte aus und das macht Geschichte auch so unheimlich spannend.
Victor: Besonders diese Multiperspektiven, finde ich ganz wichtig. Also, dass man sich in unterschiedliche Gruppen auch hineinversetzen kann. Dass Menschen, die zu ganz unterschiedliche Zeiten gelebt haben, auch ganz ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Das ist das Schöne, was wir auch im Podcast immer wieder versuchen durchdringen zu lassen.
Habt ihr eine Lieblingsfolge und welche Folge würdet ihr neuen Hörer*innen empfehlen?
David: Meine Lieblingsfolge, bei der auch viel positives Feedback kam, ist die Folge „Eine Insel, zwei Schiffbrüche“. Die ist sehr spannend, weil es historisch so ein wahnwitziges, unwahrscheinliches Ereignis ist. Da kann man auch viel über die menschliche Psyche erfahren, da es zwei Gruppen gibt, welche komplett unterschiedlich mit der Situation umgehen.
Victor: Ich empfehle meistens die neusten Folgen, da ich mich an die immer am besten erinnern kann. Aber da wir so viele unterschiedliche Folgen haben, ist es schwierig sich zu entscheiden.
David: Ja, manchmal haben wir etwas in Richtung True Crime eingebaut, einmal zeigen wir eher eine grobe Entwicklung, während ein anderes Mal der Fokus ganz konkret auf einer Person liegt. Da ist es nicht leicht nur eine Folge auszusuchen. Dadurch dass die Folgen aber alle so unterschiedlich sind, ergänzen die sich ganz gut. Das finde ich schön.
Was plant ihr für die Zukunft eures Podcasts?
David: Wir planen nicht so lange in die Zukunft voraus. Aber wir haben auf jeden Fall vor, so weiter zu machen. Zumindest was den Kern unseres Podcasts angeht, auch wenn wir immer bemüht sind, uns zu verbessern und zu erweitern. Wir haben noch einige Ideen und es treten auch Menschen an uns heran, die neue Projekte haben. Wir können jetzt noch nicht alles verraten, aber es gibt vieles, was wir uns vorstellen können. Beispielsweise überlegen wir, auch mal ein Video zu machen, statt nur im Podcast-Format zu arbeiten.
Victor: Wir versuchen weiter, am Podcast zu arbeiten und auch das Feedback immer mit aufzunehmen. Wir setzen uns keine höheren Ziele, aber wollen das Ganze einfach noch weiter professionalisieren. Eventuell auch mit neuen Partner*innen zusammenarbeiten und vielleicht auch mal eine neue Bühne auszuprobieren.