Was studierst du?
Ich studiere Soziale Arbeit im vierten Mastersemester an der Evangelischen Hochschule. Das ist ein forschungsorientierter Master und ich bin gerade dabei meine Masterarbeit zu schreiben. Die schreibe ich darüber, wie Schulsozialarbeit Jugendliche in Schulen unterstützen kann, wenn sie mental Schwierigkeiten haben, aber auch darüber, wie Schulsozialarbeit präventiv vorgehen kann, was psychische Erkrankungen betrifft.
Der Master ist viel weniger praxisorientiert, als es der Bachelor war, da haben wir ganz viel zu den Handlungsfeldern in der Sozialen Arbeit gelernt und auch praxisorientierte Seminare gehabt, zum Beispiel zu Gesprächsführung. Jetzt im Master lernen wir viel darüber, wie in der Sozialen Arbeit geforscht werden kann. Wir haben auch unsere eigenen Projekte durchführen können und gelernt, was es für die Forschung braucht.
Außerdem haben wir gelernt, wie die Soziale Arbeit in die Politik gehen kann, was wichtig ist, um sich politisch zu engagieren. Im zweiten und dritten Semester haben wir Exkursionen nach Straßburg und Brüssel, zum Europarat, europäischen Parlament und zum Europäischen Gerichtshof der Menschenrechte gemacht, um auch vor Ort einen Einblick zu bekommen. Wir waren in Kontakt mit Abgeordneten, Lobbyist*innen, Generalsekretär*innen und Vertreter*innen, unter anderem von der CPT-Kommission, das ist der Europäische Ausschuss zur Verhütung von Folter und unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe. Mit ihnen haben wir darüber gesprochen, wie sich die Soziale Arbeit auf politischer Ebene engagieren kann, aber auch muss. So konnten wir hautnah selbst Erfahrungen sammeln.
Bei mir im Master gab es die Möglichkeit, im dritten Semester zwischen Sozialmanagement als Vertiefung oder dem Schwerpunkt Beratung zu wählen. Ich habe mich für den Beratungsschwerpunkt entschieden und bin da reingekommen, was mich total gefreut hat, weil das mit der am praxisorientierteste Teil ist. Das hat mir im Master ein bisschen gefehlt. Ich hätte mir gewünscht, dass der Master praxisorientierter wäre, gleichzeitig wusste ich natürlich auch schon im Voraus, dass er sich viel mit der Forschung beschäftigt.
Im Master lernt man außerdem viel zu Sozialorganisationsführung, wir werden auch darauf vorbereitet, später eine Führungsposition im sozialen Bereich übernehmen zu können.
Und was willst du damit machen?
Ich mache den Master hauptsächlich deshalb, weil ich die Ausbildung zur Kinder- und Jugendpsychotherapeutin machen wollte und jetzt auch tatsächlich machen werde. Ich habe lange überlegt, ob ich das jetzt schon machen möchte, weil ich auch gerne erstmal noch weiter in die Berufspraxis eingestiegen wäre, neben meinem Job, den ich jetzt bereits während des Studiums mache. Ich begleite ein Kind mit Autismusspektrumsstörung in der Schule.
Mein Jahrgang ist aber leider der vorletzte, der die Ausbildung machen kann. Man muss vor dem 1. September 2020 angefangen haben Soziale Arbeit zu studieren, um die Kinder- und Jugendpsychotherapeut*innenausbildung machen zu können. Diese Chance wollte ich ergreifen, weil es mich total interessiert, wie man über die Soziale Arbeit hinaus Kindern und Jugendliche stärken kann, bestimmte Lebenssituationen zu bewältigen.