Ob du neu in Freiburg bist, oder schon länger hier wohnst: Häufig weiß man über die eigene Stadt am wenigsten und wenn der Besuch nach einer Stadtführung verlangt, steht man dumm da. Damit dir das nicht passiert, haben wir dir hier eine kleine Stadtführung zusammengestellt.
Und dann waren es nur noch zwei
Wer neu nach Freiburg zieht, sieht sich zunächst mit der verwirrenden Aufgabe konfrontiert, die beiden ehemaligen Stadttore Martinstor und Schwabentor auseinanderzuhalten. Kleiner Tipp: Das Schwabentor ist das beim Schlossberg und das Martinstor ist das mit dem McDonalds. Tatsächlich hatte Freiburg aber einmal ganze fünf Stadttore. Die anderen drei wurden von kriegerischen Auseinandersetzungen zerstört oder wurden zu unbedeutend, um sie zu erhalten.
Fast hätte das Martinstor dasselbe Schicksal ereilt. Bürger*innen der Stadt sprachen sich Ende des 19. Jahrhunderts für den Bau einer elektrischen Straßenbahn aus und die hätte nicht durch den Torbogen gepasst. Sehr progressiv von den Freiburger*innen damals schon auf den Ausbau der Öffis zu setzen. Da der Bogen des Tores also zu niedrig war, war es eigentlich schon beschlossen, das Tor abzureißen. Der damalige Bürgermeister wollte das aber nicht geschehen lassen und so erhöhte man das Tor kurzer Hand von 22 Meter auf 60 Meter. Auf dem Boden sehen wir den Hinweis, dass hier mal eines der anderen fünf Stadttore stand.
Kein Wald vor lauter Bäumen
Freiburgs Stadtgrenze schmiegt sich an den Schwarzwald. Die Römer sollen ihm den Namen gegeben haben, weil er groß, dunkel und bedrohlich wirkte. Vor knapp 300 Jahren sah das aber ganz anders aus. Die Niederlande hatte so großes Interesse an den Tannen des Waldes, dass sie ganze Städte damit gebaut haben sollen. Zum Beispiel Amsterdam. Und so war dunkle Wald zu dieser Zeit fast kahlgeschlagen. Was wir heute sehen, ist zu großen Teilen neu aufgeforstet.
Das geht mir am Hintern vorbei
Staat und Kirche hatten ihren ein oder anderen Zwist. Nicht anders in Freiburg zur Zeit der Erbauung des Münsters. Dass die Kirchenleute die von der Stadtverwaltung so gar nicht mochten, verrät uns heute angeblich einer der Wasserspeier. Entdeckt ihr ihn? Der sogenannte „Hinternentblößer“ ist zu sehen, wenn man vor der breiten Seite des Münsters steht und das rote, historische Kaufhaus im Rücken hat. Das Wasser kommt nicht aus dem Maul, sondern aus dem Hintern. Und der weist in Richtung des damaligen Sitzes der Stadtverwaltung. So ganz kann die Geschichte nicht belegt werden, aber sie ist einen Hingucker wert.
„Schlossberg“
Wieso heißt der Schlossberg eigentlich so? Weit und breit kein Schloss in Sicht. Und das kleine Aussichtstürmchen als solches zu bezeichnen, wird wohl selbst dem Wohlwollendsten schwerfallen. In der Vergangenheit trug der Berg seinen Namen allerdings zu Recht. Die letzte dort befindliche Burg wurde von der französischen Besatzung Ende des 17. Jahrhunderts errichtet und gut 50 Jahre später von selbigen bei ihrem Abzug so gründlich gesprengt, dass heute nur noch der Name auf das Gebäude verweist. Auch ohne Schloss ist die Aussicht schön!
Stadtmäuerchen
Steht man auf dem Augustinerplatz, sieht man nicht nur die Säule der Toleranz (ein Versuch der Stadt, Anwohner*innen und Stadtgänger*innen zu versöhnen und mit Hilfe der farbwechselnden Säule auf die Lautstärke aufmerksam zu machen), sondern auch die alte Stadtmauer. Schaut man sie sich heute an, wird ihre ehemals bedeutsame Rolle nicht unbedingt offensichtlich. Sie bildet die Rahmung für ein Restaurant und öffentliche Toiletten. Außerdem müssen die Freiburger*innen eine sehr vertrauensvolle Bevölkerung gewesen sein: Die Stadtmauer ist gerade einmal gute drei Meter hoch, leicht mit einer einfachen Leiter überwindbar. So ganz stimmt das nicht. Tatsächlich war die Mauer einmal wesentlich höher, beziehungsweise die Straße niedriger. Wer auf dem Augustinerplatz steht, steht nämlich eigentlich im heute aufgeschütteten Graben der Stadtmauer. Und der war fünf Meter tiefer, als die heutige Straße.
Bond war hier – James Bond
Was hat das beschauliche Freiburg mit dem berühmt berüchtigten Charakter des britischen Autors Ian Fleming zu tun? Und was haben die meisten Leser*innen dieses Artikels mit ihm gemeinsam? Der fiktive Charakter hatte angeblich ein lebendiges Vorbild. Und das studierte in Freiburg, und zwar Jura. Es handelt sich um den serbischen Duško Popov, der im zweiten Weltkrieg ein deutsch-britischer Doppelagent war und den MI6 mit Informationen über das Nazi-Deutschland versorgte. Und gewohnt hat er praktisch neben der Mensa, in der Gartenstraße 1.