uniFM-Jahrescharts
Mit Freude und Leid blickt die uniFM Musikredaktion auf ein bewegtes Musikjahr 2022 zurück. Heute: Alina mit Papooz, Tigermilch und Christine & The Queens.
Top 10 Alben des Jahres
1. Papooz– None of this matters now
2022 brachte das französische Duo schon ihr drittes Studio Album raus. Dabei gelang es Armand und Ulysse ihren signature sound aus Folk-Rock und tropischen Pop aus den vorangegangen Alben beizubehalten und dennoch ein vollkommen neues, individuelles Werk zu schaffen.
Im Gegensatz zu den üblichen Leitmotiven Papoozs (Love storys, innere Konflikte und generelles Storytelling) wird mit None of this matters now ein politischerer Ton angeschlagen, was für die beiden Softies aus Paris bisher unüblich war. Bedenkt man, dass das gesamte Album während des Lockdowns geschrieben und aufgenommen wurde, wird klar, dass Sound und Lyrics die krisenhafte Gegenwart gut widerspiegeln.
Doch trotz allem fehlt es natürlich auch nicht an papooz-typischen, süßen, einlullenden Gitarren Riffs mit zart-rauchigen Gesängen über die besonders schönen Seiten des Lebens. So stellt das neueste Album ein perfekt abgestimmtes bitter süßes Potpourri dar, was eingefleischte Fans wie Neuhörer:innen gleichermaßen berührt und obendrein noch sehr tanzbare Nummern mit sich bringt.
2. Tigermilch-Gelaber
Ganz Frisch startet die Kölner Band mit ihrem Debütalbum “Gelaber“ durch. Ihren Sound beschreiben sie selber als deutschsprachigen Neo-Soul-Pop und diese Extravaganz ist auch schnell hörbar! Zentrale Themen sind Unentschlossenheit und Gleichgültigkeit: es werden Situationships, Commitment issues und die Überdrüssigkeit des Stadtlebens besungen. Im Großen ganzen eine Quarterlife-crisis à la Gen Z und Millenial mit sexy sound in ein Album gepackt.
3. Bilderbuch-Gelb ist das Feld
Die mittlerweile alteingesessenen deutschsprachigen Indiegrößen feierten mit ihrem mittlerweile schon siebten Studioalbum ihr Comeback. Dabei hat auch Bilderbuch sich soundmäßig nicht zu sehr verbogen: Gitarrist Michael Krammer haut ekstatische Progressive Rock Riffs raus und Maurice Ernst singt weiterhin mit selbigem Wiener Schmäh und ganz viel Gefühl über „toxic relationships“, Orientierungslosigkeit, aber auch Lichtblicke.
4. Die Lieferanten – Liebe in Paketen
Die vier Münsteraner Studis haben mit ihrem Debütalbum „Liebe in Paketen“ ein energetisches – und wie der Titel schon impliziert – mit Gefühlen vollgepacktes Album abgeliefert. Mit ihren funky Gitarren Riffs und schwer-nachdenklichen Synthies vor allem aber ihren relatable lyrics wird ihnen noch Großes in der deutschsprachigen Indielandschaft bevorstehen!
5. Miel de Montagne -Tout autour de nous
Der sympathische Franzose erreicht mit seinem zweiten Studioalbum zum ersten Mal einen kleinen Durchbruch in Frankreich. So konnten ein paar Songs von „Tout autour de nous “ mit ihrem typischen wavey, trippy, verträumten Sound sogar in eine namenhafte französische Serie auf einer bekannten Streaming-Plattform integriert werden und ein Feature mit dem ikonischen Philippe Katerine gab es obendrein.
6. Von Wegen Lisbeth- EZ Aquarii
7. Christine and the Queens – Redcar et les adorables étoiles
8. Lewis Ofman- Sonic Poems
9. Mavi Phoenix- Marlon
10. SALÓ-Rabatt
Song des Jahres
Power Plush – Heavenly
Die vier Chemnitzer:innen traten schon öfters als Support Act bei diversen deutschen Indie Acts auf nachdem sie ihre in der Pandemiezeit aufgenommene EP „vomiting emotions“ rausbrachten. 2022 bereiteten sie uns mit vier Singles auf ihr kommendes Debütalbum, was im Frühling 2023 rauskommen wird vor. Es war schwer einen Song aus den vieren auszuwählen, „heavenly“ bringt ihren Power-Plush-Pop Sound für mein Gefühl allerdings am prägnantesten auf den Punkt: stark, soft, melancholisch und doch optimistisch!
Debut des Jahres
Tigermilch – Gelaber
Wie schon auf Platz 2 zu sehen, ist „Gelaber“ ein gelungenes einzigartiges Debütalbum. Durch ihren wirklich sehr für die deutsche Indie Landschaft einzigartigen Sound grenzen sie sich gut von anderen geläufigen Bands ab und machen Lust auf mehr!
Artist des Jahres
Christine and the Queens
2022 war ein ereignisreiches Jahr für Chris oder besser gesagt… Redcar? Erst sein Coming Out als Mann und dann sein neues Album „Redcar et les Adorables Étoiles“ als Comeback! Und hierbei handelt es sich nicht um irgendein Album, sondern um eine ganze Queere Pop Oper, die auch darstellerisch auf Pariser Bühnen aufgeführt wird. Das Konzeptalbum – was ein bisschen an Bowie erinnert – beschäftigt sich mit Gender, Sexualität und genereller Identitätsfindung und fasziniert gleichermaßen mit majestätischem 80s Synth und kräftigen Vocals.
Schlechtestes Album des Jahres
Cro– 11:11
Die Kinder der 2000er kennen und lieb(t)en ihn. Unauffällig kehrte er schon 2021 mit seinem Album „trip“ nach fünf Jahren Pause zurück und veröffentlichte direkt ein Jahr später mit „11:11“ sein jüngstes Album. Nun könnte man vielleicht erwarten, dass der Pandamaskenträger eine musikalische Evolution durchgemacht hätte, doch leider ist von seinem alten Sound keine Spur mehr übrig und dieser wurde mit Deutschrap sound à la 2017er RIN ausgetauscht, der schon seit langem ausgelutscht ist.
Schlimmster Song des Jahres
Dominik Hartz– Klimpa Klimpa
Gerade höre ich noch ruhigen, nachdenklichen deutschen Indie und danach spielt der Auto Play meines Streamingdienstes ausgerechnet jedes Mal diesen Song! Der Vibe ist auf der Stelle zerstört. Zusammenhanglose Möchtegern Savage Lines – bei denen es unklar ist , ob diese ironisch sein sollen – paaren sich mit einem hyperaktiven Beat. Dabei hat Dominik so einen schönen deutsch-französischen Track mit Anais herausgebracht („Bisschen Wach“). Ein Ausrutscher also!