Nach zehn Stunden Autofahrt waren wir im Ostseebad Binz auf Rügen angekommen. Anreisen kann man sowohl mit dem Auto als auch mit der Bahn, aber das Auto lohnt sich vor allem, wenn man mehr als nur einen Ort auf der Insel besuchen möchte. Rügen – die größte Insel Deutschlands mit einem Nationalpark, wunderschönen Stränden und Platz für jegliche Sportart, ob Surfen, Segeln oder Schlemmen.
Unsere Ferienwohnung lag zentral, nur wenige Minuten von der Strandpromenade entfernt. Gleich am ersten Abend schlenderten wir zu einer Strandbar und waren ziemlich überrascht von den Menschenmengen. Überall standen, tranken und lachten Leute, hörten Musik und unterhielten sich – zum Großteil ohne Maske. Die Mindestabstände waren aber recht gut einzuhalten, auch am Strand gab es viel Platz.
Auch am zweiten Tag bestätigte sich das Gefühl: Es gibt Platz genug für alle. Die Sonne schien und Familien mit Kindern und Pärchen tummelten sich am Strand.
Beim ersten Restaurantbesuch war es ein bisschen anders als sonst. Alle mussten draußen warten, bis ihnen ihr Platz zugewiesen wurde. Die Kellner*innen hatten Masken auf und zwischen den Tischen wurde darauf geachtet, dass der Abstand von 1,50 Metern eingehalten wurde.
Trotz Corona gab es ein Veranstaltungsprogramm der Stadt, mit dabei waren sogar Konzerte. Da wurde ich neugierig – seit Monaten war ich auf keinem Konzert mehr gewesen! Also sind wir hin. Wir wurden in kleinen Gruppen auf einen abgesperrten Bereich gelassen und musste unsere Kontaktdaten da lassen. Außerdem gab es Bänke zum Sitzen, natürlich mit Abstand. Am Ende waren alle Plätze belegt und die Band spielte Blues aus den 20ern und 30ern. Die Musik war gut und die Stimmung noch besser! Zwar tanzte niemand, aber auf den Bänken wurde kräftig mitgesungen.
Zwei Tage später fuhren wir zu einem kleinen Markt. Hier bekam ich schnell ein mulmiges Gefühl – der Markt war gut besucht, aber nur die Hälfte der Besucher*innen hatte eine Maske auf, trotzdem standen sie teilweise eng beieinander. Hole ich mir hier jetzt Corona? Lieber ein bisschen mehr Abstand halten und nicht jedes Angebot inspizieren, dachte ich mir.
Am nächsten Tag fuhren wir an den meiner Meinung nach coronasichersten Ort der Insel – den Nationalpark Wissower Klinken bei Sassnitz. Ich dachte mir, dass es hier Frischluft und ausreichend Platz geben werde, allen Wandernden aus dem Weg zu gehen. Und genau so war es auch! Außerdem sollte niemand diesen Park auf der Rügenreise auslassen. Hier kann man die Kreidefelsen bestaunen und sich wie Caspar David Friedrich fühlen und an den Steilklippen auf die Ostsee blicken. (Hier bitte vorsichtig sein, jedes Jahr stürzen Menschen ab und müssen gerettet werden.)
Die nächsten Tage genossen wir das gute Wetter am Strand und holten uns ab und zu ein Eis in der Stadt. Dort hatten die Tourist*innen allerdings Corona wieder komplett vergessen. Dicht an dicht standen die Menschen, mit und ohne Maske warteten sie auf die kleinen Bimmelbahnen oder verputzten eine Eistüte. Ich fragte bei den Feriengästen nach, ob sie keine Angst hatten, sich anzustecken und trotz globaler Pandemie in den Urlaub zu fahren. „Wir mussten einfach mal zuhause raus“ und „den Urlaub hatte ich schon letztes Jahr gebucht“ waren die häufigsten Begründungen, die ich hörte. Mich schockierte, dass vor allem die Älteren unserer Gesellschaft so leichtfertig mit einer möglichen Infektion umgingen.
Die ganze Umfrage könnt ihr hier nachhören.
Anfang der zweiten Urlaubswoche kamen dann die Nachrichten über Corona Hotspots in Bayern und vor allem in unserer Heimatstadt Würzburg. Zum Glück waren wir eine ganze Zeit vor der schlimmen Entwicklung schon losgefahren, aber meine Mutter entschied, sich nach unserer Rückkehr testen zu lassen. Sie arbeitet in einem Altenheim und möchte natürlich sich und die Bewohner*innen schützen.
Neben wandern, schwimmen und Eis essen fuhren wir in unseren zwei Wochen Urlaub auch über die Insel, besichtigten Sehenswürdigkeiten und andere Städte und aßen in verschiedenen Restaurants. Überall waren Urlauber*innen unterwegs, aber die meisten in der freien Natur mit dem Fahrrad oder dem eigenen Auto.
Alles in allem, finde ich, kann man auch während Corona sicher Sommerurlaub im Inland machen. Dabei sollte man natürlich trotzdem Menschenmengen meiden und am besten in einer Ferienwohnung übernachten.