Hallo Julia, du bist eine der Hauptorganisatorinnen und selber Medizinstudentin. Was machen die Teddy-Docs genau?
Die Teddy-Docs sind Medizinstudent*innen, die sich hier ehrenamtlich engagieren, indem sie Kuscheltiere quasi „verarzten“. Es geht vor allem darum, dass man den Kindern spielerisch den Besuch bei einem Arzt oder einer Ärztin und den Krankenhausbesuch näher bringen kann. Damit sie genauer wissen wie so ein Besuch abläuft, können wir ihnen in einem ruhigen Setting alles erklären und dadurch ein bisschen die Ängste abbauen.
Wir gehen auf den Operationssaal ein und erklären, was man da eigentlich macht. Welche Geräte man dabei benutzt und warum man operiert werden muss. Denn ganz oft, wenn die Kinder selber mal krank werden oder Schmerzen haben und in die Klinik müssen, ist alles aufregend und sehr stressig für die Kinder. Dann kann man ihnen das eben nicht so gut erklären. Im Rahmen unserer Veranstaltungswoche sind wir an einem neutralen Ort, versuchen aber gleichzeitig, dadurch, dass unsere Teddyärzt*innen alle weiße Kittel tragen, ein bisschen das Krankenhausfeeling mitzugeben.
Seid ihr alle Medizinstudierende?
Seit diesem Jahr haben wir auch ganz engagierte Pflegefachkräfte beziehungsweise Fachkräfte in Ausbildung und Rettungssanitäter*innen, sowie Hebammenschüler*innen mit dabei. Alle Teddy-Docs sind freiwillig engagierte Menschen aus unterschiedlichen medizinischen Fachrichtungen.
Wie läuft die Teddy-Klinik ab?
Der Ablauf ist jedes Jahr gleich. Wir haben immer unsere Teddy-Schule, die ist auch gleichzeitig unser Wartezimmer. Dort bekommen die Kinder erklärt, was im menschlichen Körper so passiert. Das heißt, der Verdauungstrakt wird ihnen erklärt, das Herzkreislaufsystem, aber auch Verkehrssicherheit ist ein Thema. Das Programm dient auch dazu, die Kinder etwas von der Wartezeit abzulenken, weil es manchmal etwas länger dauern kann, bis sie an der Reihe sind.
Danach geht es in die Anamnese, also zur Vorgeschichte einer Krankheit, bei der man die Teddys wiegt und misst und nachfragt, was überhaupt passiert ist. Anschließend geht es zur Diagnostik, wo wir verschiedene Geräte haben und dann schließlich zur Operation und Behandlung. Zum Schluss dürfen die Kinder dann immer noch zur Apotheke und den Zahnärzt*innen gehen.
Gibt es die Teddy-Docs nur in Freiburg?
Die Teddy-Docs-Aktion ist deutschlandweit, zum Teil sogar europaweit. Es gibt sie in jeder Unistadt beziehungsweise an jedem Uniklinikum. Überall dort, wo man Medizin studieren kann, gibt es auch eine Teddy-Klinik.
Wann findet die Teddy-Klinik statt?
Wir bauen einmal im Jahr unsere Zelte hier beim Uniklinikum im Uniklinikumspark für eine Woche auf. Die Teddy-Klinik basiert auf einem langjährigen Projekt. Hier in Freiburg ist es dieses Jahr das 18. Mal. Wenn man die Corona-Pause mitzählt, sogar schon seit 20 Jahren.
Wer kommt alles zu euch?
Die Zielgruppe generell ist im Alter von drei bis sechs Jahren. Vorrangig kommen vormittags die Kindergartengruppen und am Nachmittag Privatpersonen. Dabei betreuen wir ungefähr 2.000 Kinder in dieser Veranstaltungswoche.
Auch Medizinstudieren lernen bei den Teddy-Docs dazu.
Für die Studierenden im ersten Abschnitt des Studiums ist es auf jeden Fall ein guter erster Kontakt zu Patient*innen, wo sie lernen können, wie man mit ihnen spricht oder wie man mit Kindern umgeht. Viele sehen die Teddy-Docs als Training für den Umgang gerade mit Kindern. Man braucht keine besonderen Vorraussetzungen für die Mitarbeit, das kommt ganz oft spielerisch.
Gibt es ein schönes Erlebnis oder eine besondere Diagnose, die dir im Kopf geblieben ist?
Ich bin immer wieder überrascht, wie kreativ Kinder sein können. Ich hatte zum Beispiel eine Gruppe von Kindern, die sehr spezifische Sachen gesagt haben, wie etwa, dass das Schaf falsche Kräuter gegessen hat oder in eine Rosenhecke gefallen ist. Ein Junge hat berichtet, dass der Teddy Krebs hat.
Kinder verarbeiten ganz häufig über ihre Kuscheltiere ihre eigene Krankengeschichte oder versuchen das nochmal aufzuarbeiten, wenn in der Familie eine Krankheit vorgekommen sind.
Die Kinder nehmen den Besuch bei den Teddy-Docs aber dennoch als spielerische Lerneinheit wahr?
Ja, das soll es auch letzten Endes sein. Kinder lernen ja ganz viel über das Spielen.
Die Veranstaltung heißt ja „Teddy-Docs“ – ist der Teddy denn das am häufigsten mitgebrachte Kuscheltier?
Ich habe da zwar nicht so sehr aufgepasst, würde aber sagen, der Hund ist das häufigste Kuscheltier. Doch die Kinder bringen sowieso die verschiedensten Tiere mit. Gestern kam zum Beispiel jemand mit einem Schleichtier.