„Wie auf dem Platz der Alten Synagoge – nachts um 3 Uhr“
In sozialen Medien überschlagen sich Posts zu Wildcamping und dem sogenannten Vanlife. An zahlreichen Stellen im Schwarzwald häuft sich deswegen hinterlassener Müll. Naturschützer*innen schlagen Alarm.
Ob mit ausgebautem Van, einem Wohnmobil oder mit dem Zelt. Camping in Südbaden nimmt immer mehr Fahrt auf – nicht zuletzt dank idyllischer Beiträge in sozialen Medien von alleinstehenden Campern in freier Natur. Mehr als 13,5 Millionen Beiträge zu #Vanlife sind auf der Plattform Instagram zu finden.
Camping habe sich in den vergangenen Jahren verändert, berichtet Ute Neuhaus. Die Freiburgerin weiß, wovon sie spricht. Seit 1994 fährt Neuhaus mit ihrem Camper in den Urlaub. Orte, an denen früher bloß vereinzelt Wagen standen, seien mittlerweile überfüllt: „Wir brauchen immer mehr Plätze, damit alle campen können. Dabei habe ich oft nicht mehr dieses Gefühl von Freiheit und Abenteuer, so wie ich es früher hatte.“
Sophia Dietzel aus Freiburg kaufte sich zu Beginn des Pandemiejahres 2021 einen Van und baute diesen aus. Mit den Beiträgen, die unter dem #Vanlife zu finden sind, habe ihr Camping allerdings nicht viel gemein. Die 26-Jährige sagt: „In den sozialen Medien findet man oft nur eine beschönigte Vorstellung von Camping. Deshalb vermeide ich es, diesen Profilen zu folgen.“
Das in sozialen Medien beworbene Freiheitsgefühl sei trotz unzähliger zurückgelegter Kilometer kaum zu finden. Die Gründe sind zu wenig Campingplätze, erschwerte Stellplatzsuche und ein stark gestiegener Verkauf von Campern: In den Pandemiejahren 2020 sowie 2021 waren die Neuzulassungen in Deutschland so hoch wie nie: Rund 88.000 Reisemobile wurden laut Caravaning Industrie Verband vergangenes Jahr hierzulande auf die Straßen gebracht. Das sind knapp 30.000 mehr als im Vorjahr.
Auch Achim Laber, seit 1989 Feldberg-Ranger, beobachtet, dass immer mehr Camper*innen in den Schwarzwald brausen. Mit Camping hat der Ranger zunächst kein Problem. Camping mit dem Van könne eine umweltfreundliche Alternative sein. Das Problem sei das Verhalten zahlreicher Camper*innen. Laber betont: „Es sieht um die Wohnmobile auch nicht wesentlich schöner aus als auf dem Platz der alten Synagoge an einem Sonntagmorgen um drei Uhr.”
Viele Camper stehen laut dem Ranger in Naturschutzgebieten oder in landwirtschaftlichen Bereichen – statt auf offiziellen Campingplätzen. Posts in sozialen Medien von idyllischem Wildcamping führten zu einem hohen Andrang an den online markierten Orten. Übernachtungen auf solchen Plätzen hätten in den Pandemie-Jahren deutlich zugenommen.
Naturschutzgebiete sind die teuersten Campingplätze der Welt
Im Interview mit uniCROSS erklärt Feldberg-Ranger Achim Laber, warum Naturschutzgebiete die teuersten Campingplätze der Welt sind.
Der Verein Naturpark Südschwarzwald betreibt auf dem Feldberg das „Haus der Natur“. Die dort verantwortlichen Naturschützer*innen bekommen dieses Problem immer deutlicher zu spüren. Vor allem im Sommer werde der Feldberg zu einem beliebten Ort für Wildcamper*innen. Um die Natur zu schützen, bietet der Verein Touren zur Aufklärung über Naturschutzgebiete oder zu bedrohten Tierarten an.
Auf Wildcamping möchte Max Meier (Name von der Redaktion geändert) trotz möglicher Bußgeld-Strafen von bis zu 500 Euro nicht verzichten. Seit zwei Jahren lebt Meier in einem ausgebauten Van. Mit dem Gefährt steht er ausschließlich in der freien Natur. Der 30-Jährige macht jedoch deutlich: „Umweltfreundliches Wildcamping ist möglich“. Er achte nicht nur darauf, keinen Müll zu hinterlassen, er verwende neben einer kompostierbaren Campingtoilette ausschließlich Naturprodukte. So hinterlasse er jeden Platz wieder sauber.
Und wie verreist es sich elektrisch?
Im uniCROSS-Podcast berichtet der Freiburger Florian Schulz von seiner Reise mit dem E-Auto durch Norwegen.
Eine Gemeinschaftsproduktion von Emma Lurk, Eva Kästel, Svenja Reinwald und Lisa Eul im Rahmen des Seminars „Einführung in den crossmedialen Journalismus“ für Studierende der Medienkulturwissenschaft. Seminarleitung, Redaktion: Ada Rhode, Karsten Kurowski, Philip Thomas.